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Zwischen Höhen und Tiefen: Sebastian Schiek im Porträt

In unregelmäßigen Abständen stellen wir den Fans die Spieler aus dem Kader von Fortuna Köln vor. Heute im Porträt: Sebastian Schiek.

Lernt man Sebastian Schiek kennen, dauert es nicht lange, bis man auch seinen Humor, seine Aufgeschlossenheit, vor allem aber seine Ehrlichkeit kennenlernt. Trotz seines noch jungen Alters von 28 Jahren muss man sich eine Menge Zeit nehmen und bei seiner Geschichte genau hinhören, zeigt sie doch die Wahrheit, die hinter dem Leben eines Fußballspielers stecken kann. Aus einem „Bambini" mit „begrenztem Anfangstalent“ wurde ein gestandener Drittliga-Spieler. Angefangen hat alles im Alter von fünf Jahren. Wie das bei Kindern so ist, man möchte immer das tun, was die anderen Kinder auch machen. Auch Sebastian Schiek fällt da nicht aus der Reihe. „Im Kindergarten hat einer von den Jungen gesagt, dass er zum Fußballtraining geht und ich wollte das auch unbedingt mal ausprobieren. Dann hat mich meine Mama zu meinem Heimatverein FC Germania Karlsdorf gebracht. Mit begrenztem Anfangstalent bin ich in die ganze Sache gestartet“, erinnert sich der heutige Abwehrspieler von Fortuna Köln.

Es war der Startschuss einer bis heute andauernden Geschichte. Bereits als Kind musste Schiek  jedoch die harte Welt des Fußballs kennenlernen. „Ich habe noch Bruchstücke von meinem ersten Tor bei den Bambinis im Kopf. Damals wurde das zwei Spielern zugesprochen, weil wir den Ball nahezu gleichzeitig getroffen haben. Das andere Kind war der Sohn vom Trainer und der hat sich natürlich nicht lumpen lassen, seinen Sohn noch für das Ortsblatt mit aufgeschrieben. Da wurde mir das erste Tor, das ich erzielt habe, auch noch halb geklaut.“ Von dieser Tatsache angestachelt, entwickelte sich Schiek zu einem vielversprechenden Talent und schloss sich später dem Karlsruher SC an - eine Zeit, die aus dem heute 28-Jährigen wohl den Menschen gemacht hat, der er heute ist.

Mit „gemischten Erinnerungen“ schaut er auf die Höhen und Tiefen während seiner Zeit beim KSC zurück: „Ich hatte damals einen Jugendvertrag und mich dann in meinem zweiten A-Jugend-Jahr am Knie verletzt. Ich musste operiert werden. Der KSC wollte dann eigentlich, dass ich gehe.“ Eine beidseitige Option in seinem Vertrag ebnete Schiek damals den Weg, sodass er zwei Jahre bei den Amateuren spielen durfte. Nach einer ernüchternden Hinrunde mit überschaubarer Einsatzzeit rückte Schiek in die erste Elf und zählte fortan in mehr als 50 Spielen zum Stammpersonal. Über die Zweitvertretung stieg Sebastian Schiek in den Kader der ersten Mannschaft auf und absolvierte dort seine „ersten Gehversuche bei den Profis“. Das erste Spiel von Anfang an bleibt da natürlich für immer in Erinnerung. „Durch einen Trainerwechsel wurde dann der Amateurcoach zum Cheftrainer und ich habe dann mein erstes Spiel von Anfang an gemacht - daheim, gegen Ingolstadt“, so Schiek. Dass es dann noch ein 3:2-Sieg gegen den FCI mit dem jetzigen Mannschaftskameraden Moritz Hartmann war, macht die Geschichte natürlich erst so richtig rund.

Doch die gute erste Saison von Sebastian Schiek endete mit dem wohl prägendsten Ereignis seiner bisherigen Karriere. „Wir sind in der Saison im Relegationsspiel gegen Regensburg abgestiegen. Das war ein Punkt, der schon sehr wehgetan hat, auch wenn man es am Anfang gar nicht realisiert hat.“ Die Bilder von Sebastian Schiek prägten im Anschluss die Zeitungen der Region. Mit einem Müllsack bewaffnet, verließ der Spieler einen Tag nach dem Relegationsspiel das Karlsruher Stadion. „Wir haben die Nacht in der Kabine verbracht vor lauter Trauer. Ich war nicht einmal duschen und hatte noch mein Trikot an, mit Badeschlappen. Ich habe dann meine Sachen gepackt und bin mit dem Müllsack rausgelaufen. Es hat mich im ersten Moment nicht so bewegt, aber wenn man es dann mal realisiert hat, hat es schon ziemlich lange an einem genagt, weil man sich gefragt hat, was wäre aus einem geworden, wenn man nicht abgestiegen wäre.“

Es war dieser Moment im Leben von Sebastian Schiek, den man wohl als Scheidepunkt bezeichnen würde. Zusätzlich zum Abstieg des KSC brannte sich der 5. Januar 2013 in Schieks Kopf ein, der Startpunkt persönlich harter Monate für den Fußballprofi. Nach einer schweren Knieverletzung musste sich der damals 22-Jährige sogar mit dem Karriereende beschäftigen. „Man hat mir damals gesagt, dass es mindestens acht Monate geht. Bei einer Nachkontrolle meinte der Arzt, wenn ich so große Schmerzen hätte, dass ich nicht mehr spielen kann, würde er das völlig verstehen, weil so viel kaputt war.“ Dennoch gab Schiek nicht auf, arbeitete an seinem Comeback und stand entgegen aller Prognosen nach sechs Monaten wieder auf dem Platz - auch wenn sein Weg beim Karlsruher SC nach der schweren Verletzung ein Ende finden sollte.

Es waren eineinhalb Jahre ohne Gewissheit, wie es weitergehen würde. Natürlich stellte sich auch die Frage, wie „der Lebensstandard, den man als junger Spieler hat“, finanziert werden soll. Schließlich führte Schicks Weg dann über Großaspach nach Köln. Schiek: „Ich bin kein Typ, der von Verein zu Verein hüpft und jedes Jahr was Neues ausprobieren will. Ich verbinde immer etwas mit einem Verein. Ich versuche immer, mich mit dem Verein zu identifizieren.“ Als neuer Spieler ist es immer schwierig, sich in eine bestehende Gruppe zu integrieren, doch mit der „richtigen Taktik“, hat er auch das gemeistert. Das Rezept in Köln bestand aus einem guten Mittelmaß aus Verrücktheit und Seriosität. „Ich habe mich am Anfang sehr zurückgehalten. Da war es natürlich ein schlauer Schachzug, mich in der Kabine neben Dominik Ernst zu setzen. Da saßen die zwei Verrücktesten direkt nebeneinander“, so Schiek lachend.

Sebastian Schiek ist auch der Kontakt außerhalb des Platzes sehr wichtig. Allein seine Mannschaft aus der Heimspiel-Rubrik „Traumelf“ bestand nur aus ehemaligen Mitspielern, mit denen der Abwehrspieler auch heute noch in Kontakt steht. Freundschaft heißt für den Mittelfeldakteur dabei nicht ein wöchentlicher Anruf mit der Frage, ob alles klar ist. Wichtiger ist es, „dass Freunde da sind, wenn man sie braucht“. Diese Verbindung spürt er auch bei seinen ehemaligen Teamkollegen: „Bei den Jungs weiß ich, dass ich sie anrufen kann, wenn mal etwas ist.“

Köln bedeutete zunächst eine große Umstellung für den Profi. Während seine Heimat und damit auch seine Familie zu Großaspacher Zeiten in einer Stunde zu erreichen waren, ergibt sich bei einer rund dreistündigen Fahrt aus Köln nicht mehr so häufig die Gelegenheit, dem Zuhause einen Besuch abzustatten. Rückhalt erfährt Schiek in Köln vor allem durch seine Freundin, mit der er zusammenwohnt. 

Humor und Ehrlichkeit sind die Attribute, die Sebastian Schiek auszeichnen. So sucht er, wie er selbst sagt, derzeit nach seiner Bestform. Doch bei seiner Geschichte kann man sicher sein, dass er auch diese Hürde meistern wird.

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