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"Wir wollen unseren nachhaltigen Fußball fortsetzen"

 

Am Montag startet die Fortuna in die Vorbereitung auf die 3. Liga. Nach einer kurzen Sommerpause nimmt der Aufsteiger damit fünf Wochen vor dem Ligastart den Trainingsbetrieb wieder auf. Dabei steht der Kader bereits zu einem Großteil fest. Bevor die Vorbereitung los geht, sprachen wir mit Trainer Uwe Koschinat über den Aufstieg der Fortuna und die kommende Saison in der 3. Liga:  

Nach einer langen Saison und der anschließenden Relegation fiel die Sommerpause relativ kurz aus für euch. Wie war die Zeit ohne Spiele für dich?

 Uwe Koschinat (UK): Ich war permanent im Kreis der Familie und habe auch ein paar Tage Urlaub gemacht. Das war sehr angenehm. Es war insgesamt eine erholsame Phase, weil sie natürlich auch mit einer wahnsinnigen Vorfreude verbunden war.

Drei Wochen ist es her, dass man in München den Aufstieg in die 3. Liga perfekt gemacht hat. Hat man das alles in dieser Zeit schon für sich verarbeitet?

UK: Ich ertappe mich schon immer wieder dabei, wie ich vor dem Fernseher sitze und mir die Berichterstattung um dieses Spiel noch einmal anschaue. Die zeitliche Distanz zu diesem Erlebnis wird zwar größer, aber die Emotionalität wird dadurch nicht geringer. Ich habe dann immer noch die ein oder andere Träne im Auge, weil das ganz besondere Momente waren. Aus diesen Bildern kann man wahnsinnig viel Kraft schöpfen kann und ich spüre aus dem Umfeld, dass wir da etwas Großes für die Fortuna-Historie geschaffen haben.

Die Fortuna ist bekanntlich deine erste Station als Cheftrainer. Nach 3 Jahren harter Arbeit gab es jetzt also als Belohnung zum Ende der letzten Saison. Welchen Stellenwert hat der Aufstieg mit Fortuna Köln in deiner bisherigen Fußballkarriere?

UK: Der wird immer einen ganz, ganz großen Stellenwert haben, unabhängig davon, was ich noch erreichen darf. Ich konnte hier bei Fortuna Köln gemeinsam mit Michael Schwetje und anfangs mit Dirk Daniel Stoeveken etwas gestalten. Wenn das dann einen positiven Abschluss findet, ist das etwas, auf das man mit Freude zurückblicken kann. Wir haben dafür wahnsinnig viel investiert. Ich weiß, dass ganz viele Kollegen mit Minimum demselben Engagement arbeiten, aber möglicherweise so einen Erfolg nicht feiern konnten. Von daher wird der Aufstieg immer einen großen Stellenwert in meinem Leben einnehmen.

Allzu viel Zeit zum Genießen blieb trotzdem nicht, da die 3. Liga schon früh beginnt. Wie lief die Planung für die neue Saison ab?

UK: Trotz der Unkenntnis ob wir die Relegation überstehen oder nicht, haben Michael Schwetje und ich uns schon sehr lange Gedanken darüber gemacht, wie der potentielle Kader für die kommende Saison aussehen könnte. Wir haben da entsprechende Vorarbeit geleistet, sodass es mit dem Aufstieg im Grunde nur noch um die Umsetzung ging.  

Inwiefern unterscheidet sich denn die Planung zur 3. Liga von der für die Regionalliga West?

UK: Der wichtigste Faktor war, dass wir mit einer sehr klaren Herangehensweise an die Kaderzusammenstellung gegangen sind. Wir haben im letzten Jahr gegen eine große Zahl an U23-Mannschaften gespielt. Da war es immer die Strategie, diesen Mannschaften mit körperlicher Robustheit zu begegnen. Das hat aus meiner Sicht auch gut funktioniert. In der 3. Liga wird das aber komplett anders. Die U23-Mannschaften von Stuttgart und Dortmund sammeln schon lange Erfahrung auf diesem Männerniveau und haben ihren Kader entsprechend angepasst. Alle anderen Mannschaften spielen eigentlich ähnlich wie wir. Die 3. Liga ist eine ganz, ganz enge Liga mit unheimlich physisch geprägtem Fußball.

Was bedeutete das für dich in der Kaderzusammenstellung der Fortuna?

UK: Für mich gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir versuchen eine Mannschaft zusammen zu basteln, die deutlich mehr über den Ballbesitz kommt, so wie beispielsweise der FC Bayern München II. Das hätte aber bedeutet, dass ich mich vom Großteil der Mannschaft hätte trennen müssen, weil es nicht ihre Art von Fußball wäre. Die zweite Möglichkeit war eben noch mehr auf den Faktor körperliche Dominanz zu setzen. Das heißt, weiter Tempo und Körpergröße in den Kader bekommen. Mit den bisherigen Verpflichtungen, haben wir unter Beweis gestellt, dass das unser Weg ist.

Ein Großteil des Kaders steht bereits. Wie gehst du jetzt die kurze Vorbereitung auf die 3. Liga an?

UK: Wir können auf ein bestehendes Konstrukt zurückgreifen und wollen jetzt die wenigen Neuzugängen entsprechend schnell integrieren. Außerdem möchte ich mehrere Spielsysteme einstudieren. Es wird aber in erster Linie wichtig sein, die Faktoren, die uns in der letzten Saison stark gemacht haben, weiter zu transportieren. Dazu gehört auch diese enorme Emotionalität, die ich weiter am köcheln halten will. Durch die Art und Weise, wie wir aufgestiegen sind, kann die noch einmal einen besonderen Kick bekommen. Diese Emotionalität kann uns am Anfang tragen.

Die 3. Liga hat viele große Vereine und gilt als sehr ausgeglichen. Wie siehst du die 3. Liga?

UK: Die Qualität der Mannschaften ist sehr, sehr hoch. Du musst davon ausgehen, dass du Woche für Woche an deine absoluten Grenzen gehen musst. Ich glaube, dass die Liga aktuell noch schwer einzuschätzen ist, weil viele Vereine noch mitten in der Kaderzusammenstellung sind. Im letzten Jahr konnten sich zwei Spitzenmannschaften etwas absetzen. Dahinter lagen zwischen Platz 5 und 18 aber nur ganz wenige Punkte. Mit einem kleinen Zwischenspurt konnten sich da beispielsweise die Stuttgarter Kickers nach vorne schieben. Man kann aber auch schnell durchgereicht werden. Insofern ist das eine ganz, ganz enge Liga und wir müssen uns darauf einstellen, dass jeder Punkt und jedes Tor zählt.

Gibt es denn Duelle, auf die du dich besonders freust?

UK: Es gibt viele Mannschaften, die Topspieler in ihren Reihen haben. Ich bin mir aber sicher, dass viele Vereine noch nicht am Ende ihrer Transferaktivitäten sind. Nachdem teilweise U23-Mannschaften komplett abgemeldet wurden, gibt es eine große Zahl an talentierten Spielern. Viele Mannschaften scheinen den Markt noch zu beobachten. Wenn ich mir aber ein Auswärtsspiel vorstellen soll, dann herrscht  bei mir aktuell Vorfreude auf das Spiel beim MSV Duisburg. Die gelten als einer der Favoriten, haben einen interessanten Kader und noch dazu ein fantastisches Stadion mit vielen Zuschauern. Wenn man das Spiel zu Beginn hätte, wäre das etwas, worauf du dich einfach wahnsinnig freuen musst.

Nach 14 Jahren ohne Profifußball herrscht jetzt durch den Aufstieg viel Euphorie im Umfeld der Fortuna. Wie bekommst du das mit?

UK: Man merkt, dass mich Menschen kennen und mit der Fortuna verbinden. Letztens hat meine Frau bei einer Dame angerufen, die einen Beauty-Salon hat. Als meine Frau sich dann mit Namen gemeldet hat, war die erste Antwort der Dame: „Sagen sie ihrem Mann Glückwunsch zur Meisterschaft.“ Dass sind so Dinge, die man vorher nicht mitbekommen hat. Auch die öffentliche Wahrnehmung hat sich verändert, weil man jetzt einfach im Profifußball ist. Ich halte das für einen sehr positiven Faktor, schließlich war das immer das Ziel.

Montag steigt der Trainingsauftakt am Südstadion. Herrscht bei dir ebenso schon Vorfreude auf die kommende Saison?

UK: Ja absolut. Ich bin total begeistert von der Arbeit, die Michael Schwetje gemacht hat: Unter diesen schwierigen Gesichtspunkten habe ich Stand jetzt quasi meine absoluten Wunschspieler bekommen. In meinem Kopf läuft schon ganz genau ab, wie ich diese 3. Liga auch sportlich angehen möchte. Es ist wieder ein Gebilde, das im Kopf entstanden ist und einer gewissen Logik entsprechen soll.  Das wird dann hoffentlich auch auf dem Platz zu sehen sein. Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir immer einen sehr nachhaltigen Fußball gespielt. Die Leute wussten, was sie von der Fortuna erwarten können und das soll sich logischerweise so auch in der 3. Liga fortsetzen.

Nächste Begegnung
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SC Wiedenbrück
Südstadion