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Vorerst ein letztes Mal zu Gast bei den Adlern

Foto: Florian Sander

SC Preußen Münster, vor den Bayern in der Bundesliga, ein Spiel vor 100.000 Zuschauern und Teil der deutschen Rundfunkgeschichte. Was sich im historischen Kontext so positiv lesen lässt, ist beim Blick in die vierte Liga nicht annähernd das, was einst die Ambitionen der Münsteraner waren. Nehmen wir also den Adlerclub, der seit dem vergangenen Wochenende zumindest die Rückkehr in die Dritte Liga feiern darf, ein wenig genauer unter die Lupe.

Als ein paar Schüler am 30. April 1906 den FC Preußen Münster, wie der Club anfangs hieß, gründeten war die Loddenheide, ein Militär-Exerzierplatz, die erste Spielstätte des jungen Vereins. Dieser eher ungewöhnliche Sportplatz hinderte die Kicker aber nicht daran, direkt nach der Gründung zwei Mal in Folge aufzusteigen und in der Saison 1913/14 die Westfalenmeisterschaft vor dem ewigen Rivalen Arminia Bielefeld klarzumachen. Der Preußenadler und das Namensrelikt „Preußen“ wird unter Fußballhistorikern auf patriotische Gründe zurückgeführt.

In den 20ern wurde der Adlerclub in den heute noch bestehenden Namen SC Preußen Münster umbenannt. Wenige Jahre später wurde man Teil der deutschen Rundfunkgeschichte als bei einem Spiel von Münster und Bielefeld der erste Radio-Livekommentar gesendet wurde. Das 20-jährige Bestehen wurde 1926 mit dem Bau des Preußenstadions an der Hammerstraße gefeiert, allerdings folgten darauf unruhige Jahre und der Zweite Weltkrieg. Erst ab Ende der 1940er Jahre wurde wieder organisiert und strukturiert Fußball gespielt und Preußen Münster hielt sich in der erstklassigen Oberliga West.

Allen Mitgliedern und Fans des Adlerclubs wird die Jahreszahl 1951 wohl bekannt sein, denn gleich mehrere Zuschauerrekorde wurde gebrochen und der bis heute größte Triumph der Vereinsgeschichte wurde eingefahren. Zunächst konnte man sich als Oberligazweiter für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Dort verfolgten schätzungsweise 40.000 Zuschauer im Preußenstadion das Meisterschaftsspiel gegen den Club aus Nürnberg. Dieser Zuschauerrekord besteht bis heute und wird wohl auch nicht gebrochen, da das Stadion aktuell Platz für 14.300 Menschen bietet. Die Endrunde konnte der SCP für sich entscheiden und so war das Finale im Berliner Olympiastadion gegen den 1. FC Kaiserslautern rund um die späteren Weltmeister Fritz und Otmar Walter perfekt. 100.000 Fußballbegeisterte sahen am 30. Juni 1951 den 2:1-Sieg des 1.FCK und somit die Deutsche Vizemeisterschaft für den SC Preußen Münster.

1963 wurde der Adlerclub Gründungsmitglied der neuen eingleisigen Bundesliga. Seit diesem Zeitpunkt befinden sich die Adler eher im Sink- als im Höhenflug. Direkt die erste Saison brachte den Abstieg aus der Bundesliga und als einziges Gründungsmitglied konnte man nie wieder in die erste Liga zurückkehren. Als Münster 1981 nicht in der eingleisigen zweiten Liga aufgenommen wurde war man ohne Abstieg plötzlich drittklassig und so dauerte es bis 1989 bis der Aufstieg in die zweite Liga geschafft wurde. Nur wenige Lichtblicke folgten, so der Gewinn der deutschen Amateurmeisterschaft 1994 oder sechs Westfalenpokalsiege.

Der aktuelle Trainer des SC Preußen Münster heißt Sascha Hildmann und ist in seiner dritten Saison als Chefcoach. Als er in der Winterpause der Spielzeit 2019/20 verpflichtet wurde, konnte er den Abstieg aus der Dritten Liga nicht verhindern, wurde aber mit dem Projekt Wiederaufstieg betraut. Und das - so viel steht seit dem vergangenen Wochenende fest - ist ihm auch gelungen. Fortuna Köln gehört am Freitag, 28. April, also zu den ersten Aufstiegs-Gratulanten. Auf ein Gastgeschenk soll allerdings verzichtet werden. Anstoß des vorerst letzten Gastspiels im Preußenstadion ist um 19.30 Uhr.

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