Von Ahlen bremst Euphorie: „Wir fühlen uns jetzt nicht wie Überflieger“
„Wir wollen immer gewinnen, aber der Gegner ist unberechenbar, weil er auch vor kurzem einen Trainerwechsel hatte. Der neue Coach überlegt dann, greife ich auf altbewährte Dinge zurück, oder verändert man komplett etwas. Der Gegner hat zuletzt mit fünf Gegentoren verloren, das wollen die sicher nicht auf sich sitzen lassen. Velbert wird mit Messern zwischen den Zähnen zu uns nach Köln reisen, darauf sind wir aber eingestellt“, sagt Markus von Ahlen.
Dessen Elf mit Rückenwind antreten dürfte. Denn der klare Erfolg im Waldstadion tat der geschundenen Fußballer-Seele gut nach der derben Enttäuschung beim 1:3 in Wiedenbrück. „Siege sind immer gut. Aber wir fühlen uns nach einem Erfolg nicht wie Überflieger. Wenn du mal verlierst, brauchst du gleichermaßen Stabilität und Zuversicht. Als Trainer ist man Realist. Ich weiß, dass Fußball ein Ergebnissport ist, dazwischen gibt es aber noch eine ganze Menge anderes“, antwortet von Ahlen gewohnt sachlich.
Nach der berauschenden ersten halben Stunde in Beeck gäbe es dennoch Grund zu einer optimistischen Haltung. Insbesondere die dort neu in die Startelf gerückten Adrian Stanilewicz (zwei Vorlagen), Kevin Holzweiler (einen Assist) und Henri Matter (zwei Tore, einen Assist) bereiteten durch ihren Spielwitz nicht nur dem Coach Freude. „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass du bei unserer intensiven Spielweise vorne Optionen benötigst, um ein Spiel auch mal verändern zu können. Wir sind von unseren Spielern überzeugt, sie haben Qualitäten teilweise auch anders gelagerte auf gleichen Positionen. Man überlegt sich, was passt wann und wo. Das ist in dem Fall gut aufgegangen. Und es ist auch in der Vergangenheit sehr oft aufgegangen. Das freut uns dann natürlich.“ In Beeck beispielsweise konnte von Ahlen mit Kevin Pires, Justin Steinkötter, Arnold Budimbu, Richard Sukuta-Pasu (ein Jokertor) und Marvin Mika später hochwertig nachlegen.
Bei Velbert hat sich im Winter einiges getan. Der aus Kölner Sicht bekannteste Spieler hat den Klub verlassen. Markus Pazurek wechselte zu den Sportfreunden Siegen in die Oberliga Westfalen. Die fünf Tore des 35-Jährigen in der Hinrunde in 15 Einsätzen konnten aber den letzten Tabellenplatz des Aufsteigers auch nicht verhindern. Neben Manuel Schiebener war „Patschu“ damit der torgefährlichste Akteur der Spiel- und Sportvereinigung.
Aber Velbert hatte sogleich einen 1A-Ersatz in der Hinterhand. Denn bis zum Sommer verstärkt Felix Herzenbruch den abstiegsbedrohten Regionalligisten. Der 31-Jährige führte 2022 als Kapitän Rot-Weiß Essen in die 3. Liga. Der Innenverteidiger verfügt über eine reichhaltige Erfahrung in der 3. Liga (74 Spiele) sowie in der Regionalliga (212 Spiele). Mit Durim Berisha (Wuppertaler SV) für die Innenverteidigung, Alihan Adigüzel (Greuther Fürth U19) für die offensiven Außenbahnen, Rilind Hetemi (zuletzt VfB Stuttgart) für das zentrale Mittelfeld, Außenstürmer Jonathan Muiomo (Carl Zeiss Jena) und Torwart Jovan Jovic präsentierten die Velberter weitere fünf Neue.
Der Kampf gegen den Abstieg aus der Regionalliga West wird nach nur 14 Zählern aus 20 Partien und einer wackligen Defensive ein sehr schweres Unterfangen. Das rettende Ufer liegt fünf Punkte entfernt. Nach dem 0:5 zu Hause am vergangenen Samstag gegen Fortuna Düsseldorf II musste Aufstiegstrainer Dimitrios Pappas gehen. Ein Nachfolger wurde noch nicht benannt.