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"Unger Fründe" - Okan Kurt: "Meine Freundin hat mich auf Fortuna aufmerksam gemacht"

Kurz vor dem Saisonstart wechselte Okan Kurt zur Fortuna. Zuvor spielte der gebürtige Hamburger u.a. beim FC St. Pauli und beim niederländischen Zweitligisten Fortuna Sittard. Der defensive Mittelfeldspieler bestritt schon über 20 Partien für die Südstädter und ist nah an der Stammelf. Der 23 Jahre alte Profi türkischer Abstammung spricht im Interview mit Tobias Gonscherowski über die kuriosen Umstände seines Wechsels, seine Ziele mit Fortuna und die kölsche Mentalität.

Okan, die Fortuna ist noch einmal richtig durchgestartet und mischt weiter oben mit. Habt Ihr jetzt Blut geleckt? Ist Platz 3 das große Ziel?
Okan Kurt: Unser Ziel war es, so lange wie möglich oben dranzubleiben. Dafür haben wir mit unserer Siegesserie einiges getan. Jetzt wollen wir Spiel für Spiel gewinnen und schauen nur auf uns. Wenn wir unsere Arbeit machen, brauchen wir nicht auf die Anderen zu gucken. Und wenn wir dann am Ende oben sind, warum nicht?

Seid ihr richtig geil auf den großen Coup?
OK: Ich denke, das sieht man auf dem Platz. Die Mannschaft will unbedingt. Wir sind inzwischen gut eingespielt, nachdem im Sommer viele neue Spieler dazu gekommen sind. Wir wollen als Mannschaft alle zusammen etwas Großes erreichen. Die Rückrunde läuft bis jetzt richtig gut.

Wie bewertest Du den heutigen Gegner, die SG Sonnenhof Großaspach?
OK: Das Hinspiel haben wir 3:1 gewonnen. Großaspach ist eine Mannschaft, die sehr kompakt steht. Sie hat sehr schnelle Flügelspieler. Joseph Gyau etwa kenne ich noch aus unserer gemeinsamen Zeit beim FC St. Pauli. Wenn wir unser Spiel mit viel Kampf auf den Platz bringen und auch unsere spielerischen Qualitäten einbringen, stehen wir am Ende mit drei Punkten da.

Du bist seit einem Dreivierteljahr bei Fortuna. Wenn Du die Zeit Revue passieren lässt: Was ist gut gelaufen, was nicht?
OK: Bevor ich zur Fortuna kam, war ich sieben Monate vereinslos. Die Zeit war nicht einfach. Ich musste mich mit einem alten Mannschaftskameraden in Hamburg fit halten. Dann ging es Schlag auf Schlag. Ich bin zwei Tage vor dem 1. Spieltag gekommen, habe das erste Training und den medizinischen Test absolviert. Am 2. Spieltag war ich schon im Kader und bin zum Einsatz gekommen. Seitdem bin ich auf viele Einsatzzeiten gekommen. Ohne die Sommervorbereitung war es nicht einfach für mich, sich einzuspielen. Aber ich gebe mein Bestes und versuche, der Mannschaft so viel wie möglich zu helfen.

Wie bist Du auf die Fortuna gekommen?
OK: Ganz ehrlich. Meine Freundin hat mich auf Fortuna aufmerksam gemacht. Sie hatte ein bisschen recherchiert und gesehen, dass sich bei Fortuna kurz vor dem 1. Spieltag sehr viele Spieler verletzt haben. Sie hat mich angerufen, ich habe meinen Berater kontaktiert. Eine halbe Stunde später bekam ich einen Anruf von Fortuna-Trainer Uwe Koschinat und saß im Auto Richtung Köln.

Du hast bislang 20 Punktspiele für Fortuna bestritten, aber nur dreimal in der Startelf gestanden. Was fehlt noch, um auf mehr Spielzeiten zu kommen?
OK: Ich bin im Sommer spät gekommen, bei der Mannschaft lief es sehr gut. Sie hat viele Punkte geholt. Da war es schwer, in eine eingespielte Mannschaft zu kommen. Da gab es auch wenig Gründe, die Startelf zu verändern. Ich versuche, mich bei meinen Einsätzen - egal, ob es 10 oder 20 Minuten sind - zu zeigen und für die Stammelf zu empfehlen. Mein Ziel ist natürlich, Stammspieler zu werden. Ich hoffe, dass ich Sommer die komplette Saisonvorbereitung mitmachen und mich noch mehr anbieten kann.

Wie ist Dein Standing in der Mannschaft?
OK: Ich hoffe, dass ich ein gutes Standing habe. Ich wurde super aufgenommen und fühle mich in der Mannschaft richtig wohl.

Du hast bereits mit dem FC St. Pauli vor drei Jahren in der 2. Liga gespielt und Dich beispielsweise in Düsseldorf oder Leipzig vor fast 40.000 Zuschauern in der Startelf gezeigt. Warst Du damals schon einen Schritt weiter als heute?
OK: Nein, ich sehe es nicht als Rückschritt, in der 3. Liga zu spielen. Die 2. Liga war eine schöne Erfahrung. Es ist auch mein Traum, wieder in die 2. Liga zurückzukommen. Aber man lernt auch immer weiter. Ich war damals in einer schwierigen Situation nach dem Trainerwechsel von Thomas Meggle zu Ewald Lienen. Bei Meggle habe ich gespielt, Lienen hat dann im Abstiegskampf auf erfahrene Spieler gesetzt. Danach bekam ich nicht mehr viele Einsatzzeiten. Ich denke, dass der Schritt in die 3. Liga nun der richtige ist. Hier kann ich mich weiterentwickeln.

Nach St. Pauli und vor Fortuna hast Du bei Fortuna Sittard in der 2. Liga in Holland gespielt. Wie wichtig war die Auslandserfahrung?
OK: Alles in allem war es eine gute Erfahrung, auch wenn das Ende aus verschiedenen Gründen nicht so schön war. Ich habe wirklich viel dazu gelernt. Der Fußball unterscheidet sich dadurch, dass er in Holland sehr taktisch geprägt und weniger körperlich ist. Im Training wird viel auf sauberes Passspiel und Ballbesitz geachtet. In der 3. Liga geht es dagegen deutlich mehr zur Sache.

Wie nimmst Du Fortuna Köln als Verein wahr?
OK: Es ist ein sehr familiärer Verein. Beim FC St. Pauli war alles eine Nummer größer. Aber hier herrscht Ruhe, das Drumherum ist deutlich ruhiger als in anderen Vereinen. Mir tut das gut, man kann sich auf sich selbst konzentrieren und sich weiterentwickeln. Man hat nicht diesen großen Druck wie bei St. Pauli, wo 30.000 Zuschauer zu jedem Heimspiel kommen. Wir machen uns auch Druck und träumen davon, Platz 3 oder vielleicht sogar Platz 2 zu erreichen. Wir brauchen uns in der 3. Liga vor keinem Gegner zu verstecken.

Wie kommst Du als gebürtiger Hamburger mit der Kölner Mentalität klar?
OK: Ich habe mich wirklich schnell eingelebt. Die Menschen in Köln sind sehr offen und sehr freundlich. In Hamburg ist das alles etwas distanzierter. Das hat mich verwundert. Auch andere Leute, die neu in Köln sind, haben die gleiche Erfahrung wie ich gemacht.

Hast Du bei Karneval großer Augen gemacht und gedacht, hier sind alle bekloppt?
OK: Nein. Am 11.11. war ich auch zusammen mit der Mannschaft feiern. Aber um ehrlich zu sein, war ich über die tollen Tage zuhause. Nach dem Karlsruhe-Spiel hatten wir ein paar Tage frei. Die habe ich mit meiner Familie verbracht.

Bist Du eine Stimmungskanone?
OK: Ich denke, ich bin eher der ruhige Typ.

Wo verbringst Du am liebsten Deinen Urlaub?
OK: Ich mag es sehr, zusammen mit meiner Freundin auf Reisen zu gehen. Im Dezember waren wir in Dubai, im letzten Sommer auf den Malediven. Das waren sehr schöne Urlaubsziele.

Was sind Deine Lieblingsgerichte?
OK: Meine Eltern stammen aus der Türkei, daher mag ich besonders die türkische Küche.

Hast Du Dich hier im Laden des Fortuna-Sponsors Lax-online schon richtig umgeschaut? Sind da Hausgeräte dabei, die Dir gefallen?
OK: Der Laden gefällt mir sehr gut. Ich mag diesen Stil mit seiner Mischung aus modern und retro. Die Kühlschränke von Smeg haben richtig was.

Jetzt darfst Du zum Abschluss drei Sätze ergänzen: Als ehemaliger St.-Pauli-Spieler finde ich den bevorstehenden Abstieg des Hamburger SV ...
OK: Da muss ich grübeln. Ich denke, es würde dem HSV gut tun, sich nach dem Abstieg neu zu formieren und wieder aufzusteigen. Aber natürlich wäre es für den Verein und auch für die Stadt Hamburg schade, wenn in der nächsten Saison kein Bundesliga-Fußball in so einer großen Stadt zu sehen ist.

Der beste Spieler, mit dem ich je zusammen gespielt habe ...
OK: Ist eindeutig Enis Alushi. Mit ihm habe ich bei St. Pauli zusammen auf der Sechs gespielt. Von ihm konnte ich mir jeden Tag etwas abgucken. Er ist technisch enorm stark und hat eine große physische Präsenz auf dem Platz.

Wenn sich nach der Fortuna aus Sittard und der aus Köln auch noch die aus Düsseldorf bei mir meldet, ...
OK: Dann bleibe ich der Fortuna treu

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