Unger Fründe - Manuel Farrona Pulido: "Ich bin ein kleiner Zocker"
Manuel, du bist im Sommer zu Fortuna Köln gewechselt und hattest bestimmt deine Vorstellungen, wie dein Einstand laufen sollte. Wurden deine Hoffnungen übertroffen?
Manuel Farrona Pulido: Natürlich hatte ich so meine Vorstellungen. Jeder wünscht sich, seine Spiele zu gewinnen. Aber dass es dann mit der neu zusammengestellten Mannschaft so optimal läuft, hätte sicher kaum jemand gedacht, ich auch nicht und auch die Mannschaft nicht. Auf jeden Fall war es ein guter Start, auf dem man aufbauen kann.
Wenn Du die Fortuna mit Deiner vorherigen Station Magedburg vergleichst, wo siehst Du die Unterschiede?
MFP: Bei der Fankultur und der Hingabe der Fans. Da gibt es deutliche Unterschiede. In Magdeburg erkennt dich fast jeder zweite Passant und weiß, wer du bist. Das ist in Köln anders. Hier gibt es den FC, die Fortuna spielt da in der 3. Liga sicherlich eine kleinere Rolle. Trotzdem ist es geil, wenn über 3.000 Zuschauer ins Südstadion kommen.
Bei der Fortuna ist Trainer Uwe Koschinat seit sieben Jahren im Amt. Welche Rolle hat er bei Deinem Wechsel gespielt? Was erwartet er von Dir?
MFP: Er hat eine sehr überzeugende Rolle gespielt und gemeint, dass ich eine gute Verstärkung für das Team wäre. Als klar wurde, dass ich nicht in Magdeburg bleiben werde, wurden die Gespräche intensiver. Er hat mich persönlich angerufen und auf die Fortuna-Seite gezogen. Und Köln ist als Stadt auch eine Steigerung im Vergleich zu Magdeburg.
Du stammst gebürtig aus Norddeutschland und hast Dich kontinuierlich in der Regionalliga und der 3. Liga weiterentwickelt. Fühlst Du Dich als etablierter Spieler der 3. Liga?
MFP: Ich denke schon. Ich bin bei rund 60 Partien angekommen. Am Anfang hatte ich schon meine Probleme, in der 3. Liga anzukommen. Da war ich auch noch aufgeregt, wenn ich in Magdeburg vor 20.000 Zuschauern oder in Dresden vor 30.000 gespielt habe. Aber irgendwann wird man dann auch ruhiger und gelassener. Du nimmst auch das Niveau der Liga an, das deutlich höher ist als in der Regionalliga.
Im "Kicker" wurdest Du der "Unterschiedspieler" genannt. Wie gut tut diese Wertschätzung?
MFP: Ich weiß nicht genau, wer das gesagt hat. Ich würde das nicht von mir sagen, das sollen andere bewerten. Ich kann sicherlich mal der Spieler sein, der den Unterschied ausmachen kann. Aber so ein Begriff setzt einen auch ein bisschen unter Druck. Bisher klappt es super. Aber es kann auch mal anders laufen.
Einige Fortuna-Fans haben Deinen Werdegang vermutlich nicht im Detail verfolgt. Wann hast Du mit Fußball angefangen und wie ging es weiter?
MFP: Ich habe mit fünf Jahren in meinem Dorfclub TuS Hemdingen-Bilsen angefangen. Dann wurde ich im erweiterten Kreis Elmshorn gesichtet und landete mit 13 Jahren beim Hamburger SV. Dort habe ich die komplette Jugendzeit verbracht und meistens bei den ein Jahr älteren mitgespielt. Mit 17 war ich in der U23 des HSV aktiv und habe meine ersten Spiele im Männerbereich absolviert. Das hat mir auch enorm geholfen, es ist vorteilhaft, so wie früh möglich bei den Männern mitzuspielen. Ich konnte auch immer mal mit den Profis mittrainieren und Testspiele bestreiten, als Torsten Fink Coach war. Dann kam beim HSV ein neuer Trainer, ich bin für ein Jahr nach Nordhausen in Thüringen gegangen, wo ich in der Regionalliga eine sehr gute Hinrunde gespielt, viele Tore geschossen und Magdeburg auf mich aufmerksam gemacht habe. Dort habe ich dann zwei Jahre in der 3. Liga gespielt.
Was wusstest Du vor Deinem Wechsel über die Fortuna?
MFP: Ich wusste, dass ich mit meiner Mannschaft in vier Spielen nie gegen die Fortuna gewinnen konnte. (lacht)
Dann hast Du es mit der alten Weisheit gehalten, die sagt: Wenn Du Deine Gegner nicht besiegen kannst, musst Du Dich mit ihnen zusammentun.
MFP: Der Spruch hat was. (lacht) Nein, im Ernst. Wir haben immer gegen die Fortuna schlecht ausgesehen, die einen "dreckigen" Fußball gespielt hat. Es hat nie Spaß gemacht gegen sie. Über den Verein selbst wusste ich jetzt nicht so viel, außer dass er früher viele Jahre höherklassig gespielt und sogar mal ein Jahr in der Bundesliga verbracht hat. Jetzt hat sich die Fortuna in der 3. Liga etabliert und im Sommer die Mannschaft etwas verändert. Wir sind auf einem guten Weg.
Wie schätzt Du die Mannschaft ein?
MFP: Wir sind eine Mannschaft, die von allem etwas hat. Wir sind spielerisch stark, können aber auch dagegen halten. Wir stehen kompakt und können schnell kontern. Der Mix passt. Die Truppe ist in sich sehr harmonisch und sehr geschlossen. Ich habe das auch direkt zu meiner Freundin gesagt. Ich wurde super aufgenommen, das Teamgefüge war sofort da als wären wir seit Jahren zusammen. Wir haben schon viel gemeinsam unternommen, das schweißt uns zusammen. Jeder kann mit jedem.
Die Erfolge haben auch mehr Zuschauer angelockt. Wie erlebst Du die Stimmung im Südstadion?
MFP: Die Zuschauer geben richtig Gas, das bekommen wir natürlich mit. Die Stimmung ist völlig in Ordnung.
Und der Trainer gibt in der Halbzeit noch live fürs Publikum ein kurzes Interview.
MFP: Das hat mir mein Berater neulich erzählt. Ich hatte das noch gar nicht mitbekommen. Das ist sicher etwas Besonderes, das kannte ich auch noch nicht.
Wie hast Du Dich in der Millionenstadt Köln eingelebt? Haben Dir Deine Mitspieler schon Tipps gegeben?
MFP: Ich bin schon heimisch geworden, meine Freundin Laura war fast die ganze Zeit hier. Wir haben schnell die Wohnung eingerichtet. Ich habe jetzt auch endlich WLAN, was mich sehr beruhigt. Ich bin ja ein kleiner Zocker und daddel gerne im Internet. Die Jungs haben es mir auch sehr einfach gemacht, mich mitgenommen und mir die Meile auf den Ringen mit seinen Bars und Clubs gezeigt. Und besonders gut gefällt mir die Mentalität der Kölner, die sehr offen sind.
Wer sind Deine Vorbilder?
MFP: Der Argentinier Sergio Aguero, davor waren es die Spanier Raul und Fernando Torres. Diese Spieler haben mir immer imponiert. Ich bin ja halber Spanier und spreche auch die Sprache.
Hast Du noch parallel einen Beruf gelernt?
MFP: Nein, ich habe Fachabitur und setze auf die Karte Fußball.
Wie aktiv nutzt Du die sozialen Medien?
MFP: Die spielen eher eine Nebenrolle. Ich bin bei Facebook und freue mich über den Zuspruch. Ich habe da rund 4.000 Follower. Manchmal sind da auch ein paar Idioten unterwegs, die nicht wissen, wie der Fußball läuft. Nach meinem Wechsel wurde ich ein bisschen beschimpft. Ich habe dann meine Sicht zum Wechsel gepostet, das fanden die Magdeburger nicht so gut.
Kommunizierst Du mit Deinen Fans?
MFP: Auf jeden Fall. Wenn ich Mails bekomme, antworte und helfe ich doch gerne.
Vielleicht verrätst Du uns noch ein paar persönliche Favoriten. Welche Musik hörst Du gerne?
MFP: Ich mag Reggaeton, eine spanisch-lateinamerikanische Musikrichtung und R & B.
Lieblingsfilme?
MFP: Ich gehe gerne ins Kino, habe es in Köln aber noch nicht geschafft. Ich bin aber auch sehr verliebt in Serien wie "Game of Thrones". Darüber unterhalten wir uns auch gerne in der Kabine.
Traumurlaub?
MFP: Ich will mal auf die Malediven, da war ich noch nie.
Tattoos?
MFP: Ich habe eins, das ist schon ein paar Jahre alt. Es zeigt einen Stierkopf. Ich bin Sternzeichen Stier. Und der Stier steht auch für Spanien, obwohl ich den Stierkampf auch nicht besonders mag. Aber er gehört zur Tradition von Spanien. In dem Tattoo sind auch die Maria und das Kreuz zu sehen, die für meinen Glauben stehen. Und außerdem habe ich die Initialen meiner Eltern verewigt und auch einen Traumfänger.
Wir führen das Interview ja hier in den Räumlichkeiten des Fortuna-Partners Lax-online. Da darf zum Abschluss die Frage nicht fehlen, welche Hausgeräte Dir gefallen?
MFP: Ich finde die Hausgeräte sehr cool, weil sie einem das Leben einfacher machen. Die Kühlschränke von SMEG sind überragend, diesen American Style finde ich sehr geil. Die sind ein echter Hingucker in der Küche.