Tommy Kraus: „Du musst beharrlich bleiben, ackern und immer an deine Chance glauben"
„Wir sind noch am Anfang der Saison, jeder sucht sich noch ein bisschen. Wir haben jetzt drei Spiele gewonnen und wollen natürlich da weitermachen. Es kann gut sein, dass es erneut ein Geduldsspiel wird. Wiedenbrück hat unsere Ergebnisse sicher verfolgt. Die werden Respekt vor uns haben. Wir sind selbstbewusst, wir wissen, dass wir sie schlagen können“, sagt Danny Breitfelder.
Der Stürmer kam im Sommer aus der Regionalliga Südwest vom TSV Steinbach Haiger. Als Joker fügt er sich seitdem nahtlos ins Gefüge ein. Beim 5:1-Heimsieg gegen die U21 des 1. FC Köln traf er in der Nachspielzeit zum 4:1. Der 26-Jährige ist sofort präsent auf dem Platz, sobald Trainer Markus von Ahlen ihm das Vertrauen schenkt. Er braucht keine Anlaufzeit. Auch das ist eine Qualität.
„Der letzte Einsatz in Paderborn war ein wenig kürzer, aber ich bin jeweils direkt gut im Spiel gewesen. Es passt einfach in der Mannschaft. Die Joker-Rolle liegt mir sehr gut. Natürlich würde ich aber auch gerne von Anfang spielen. Ich versuche meinen eigenen Spielstil mit einzubringen, und ich denke, das mache ich gut“, sagt der 1,88-Meter große Angreifer.
Das zeichnete ihn auch schon in der Vorsaison aus, als er bei 23 zumeist kurzen Einsätzen immerhin alle 156 Minuten ins gegnerische Tor traf. „Als meine Stärken würde ich meinen linken Fuß und meine offensiv geführten Zweikämpfe bezeichnen. Außerdem kann ich die Bälle mit dem Rücken zum Tor gut festmachen.“ Attribute, die in der ansonsten sehr variabel und quirlig ausgerichteten Offensive der Fortuna wertvoll sind, weil selten.
Eines sollte sich die Fortuna bewusst sein: 90 Minuten Fußball gegen den SC Wiedenbrück werden kein Zuckerschlecken. Zwar gab es für die Gäste zuletzt beim 1:4 gegen Düsseldorf II einen herben Dämpfer. Aber das überraschende 1:0 durch einen großartigen Treffer von Niklas Szeleschus zum Auftakt gegen Oberhausen sollte Warnung genug sein. RWO verzweifelte am Abwehrbollwerk der Hausherren. Unangenehm, lästig, unbequem, so tritt die Elf von der Ems auf. Im Kreisderby führten die Gäste vor 3.567 Zuschauern lange mit 2:0, am Ende gab es immerhin ein 2:2 beim FC Gütersloh. Der Start ist geglückt. Trotz eines großen Umbruchs im Sommer. Zehn Spieler verließen den Klub, neun kamen neu hinzu. Der Verein gehört zu den finanzschwachen Viertligisten der Staffel. Der Klassenerhalt ist die einzige Vorgabe.
Dennoch sollte man Wiedenbrück nicht unterschätzen. Seit der Saison 2010/11 hat der Klub bis auf eine einjährige Unterbrechung seine Heimat in der Regionalliga West. In der letzten Saison kassierte der SCW in seiner bewährten 4-3-3-Formation nur 47 Gegentreffer. Die selbe Anzahl hatten auch der Tabellenzweite Wuppertal sowie der Dritte Borussia Mönchengladbach II. Die Garanten für eine stabile Defensive waren und sind die erst 21 Jahre alten Tim Böhmer und Maik Amedick. Innenverteidiger Böhmer ist indes nach einer Roten Karte gegen Düsseldorf am Samstag gesperrt.
Im Angriff drückt eventuell der Schuh, denn mit dem Litauer Manfredas Ruzgis wechselte der beste Torschütze der abgelaufenen Saison (neun Treffer) nach Oberhausen. Auch Stanislav Fehler (acht Tore, zu Holstein Kiel II) verließ den Verein. Benedikt Zahn (vier Treffer) beendete seine Karriere. Mit Steffen Rohwedder vom SV Atlas Delmenhorst wurde ein großer Angreifer verpflichtet. Ansonsten sollen pfeilschnelle kleinere Stürmer wie der Drittliga-erfahrene David Tuma von RW Ahlen die entstandenen Lücken schließen beim Tabellenzwölften des Vorjahres.
Einer, der weiß, wie man gegen Wiedenbrück trifft, ist Thomas Kraus. Insgesamt 17-Mal kreuzte der heutige Co-Trainer in seiner Karriere die Klingen mit dem Team aus dem Kreis Gütersloh. In den Spielzeiten 12/13 und 13/14 erzielte er in vier Begegnungen drei Tore für die Fortuna gegen den SCW.
Spiele und Tore, die sich „Tommy“ noch erstaunlich gut ins Gedächtnis rufen kann: „Im ersten Jahr habe ich beim schmucklosen 2:0 zu Hause das 1:0 gemacht. Es kam ein tiefer Ball von Christian Pospischil, ich habe ihn mitgenommen, einmal um den Torwart rum, und dann lag er drin. Eine Woche später haben wir das Derby bei Viktoria mit 3:1 für uns entschieden. Und beim 0:2-Sieg in Wiedenbrück habe ich in der ersten Halbzeit getroffen, in der zweiten Halbzeit habe ich als Rechtsverteidiger den Spieler Okumak gedeckt. Im Jahr danach hätten wir mit einem Heimsieg am drittletzten Spieltag Meister werden können, da habe ich das 1:0 geschossen, 1:1, Aydogmus 2:1 und dann haben wir noch das 2:2 durch Wassey kassiert. Und dann mussten wir mit einer Niederlage in Leverkusen Meister werden.“
Für seine Nachfolger im Sturm der Fortuna hat Kraus auch ein paar Tipps parat: „Wiedenbrück ist eine Mannschaft, die genau weiß, um was es in der Regionalliga geht. Sie haben die Erfahrung und verteidigen in der Regel sehr gut. Du musst beharrlich bleiben, immer weiter ackern und immer an deine Chance glauben. Und wenn sie kommt, musst du sie nutzen. Im Idealfall nutzt du die erste Möglichkeit. Du hast aber 90 Minuten Zeit. Du musst es immer wieder versuchen, dass charakterisiert auch meine Spielweise von früher ganz gut.“