Pokalschreck & bester Aufsteiger - Fortuna gastiert beim Team der Stunde
Aktuelle Lage
Volle Lotte ist das Stichwort - Die Sportfreunde stellen aktuell Fußball-Deutschland auf den Kopf. Sowohl in der Liga als auch im DFB-Pokal schreibt der Aufsteiger in seiner ersten Saison im deutschen Profifußball ein Märchen nach dem anderen. In der ersten Pokalrunde schaltete Lotte Bundesligist Werder Bremen in der regulären Spielzeit aus. Nun rang man Champions League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen im Elfmeterschießen nicht unverdient nieder. Den Sportfreunden fliegen als Underdog derzeit die Sympathien nur so zu. Dabei setzt man auch in der 3. Liga Ausrufezeichen an Ausrufezeichen: Die Sportfreunde aus Lotte belegen derzeit Platz vier der dritten Liga. Die Hälfte der bisherigen Spiele konnte man für sich entscheiden. Man hat bereits 21 Punkte auf dem Konto - Nur RB Leipzig hatte als Aufsteiger in der Saison 13/14 mal genauso viele Punkte zum gleichen Zeitpunkt. Die Sachsen sind damals übrigens direkt durchmarschiert durch die Dritte Liga. SFL-Trainer Ismail Atalan sieht, dass sich seine Mannschaft eine"gewisse Mentalität" angeeignet hat. In der Liga holte Lotte aus den letzten vier Spielen zwar nur einen Sieg. Als Antwort kegelte man dann aber nach zweimaligem Rückstand in Unterzahl Bayer 04 Leverkusen aus dem Pokal.
Der Schlüssel: Geschlossenheit
Vor der neuen Saison in der 3. Liga musste der Aufsteiger keine großen Veränderungen vornehmen. Die Mannschaft blieb im Großteil erhalten. Die zu verkraftenden Abgänge wurden 1:1 kompensiert. Auf Jeron Al-Hazaimeh folgte Phillipp Steinhart von der zweiten Mannschaft des FC Bayern München, der auf der linken Seite polyvalent einsetzbar ist. Das Team aus der Aufstiegssaison profitiert von seiner Geschlossenheit. Doch gleichzeitig scheint es genug Raum für Einzelspieler zu geben, die in der 3. Liga den nächsten Schritt machen. Spieler wie Nauber, Rosinger, Freiberger oder Dej setzen immer wieder Highlights, an denen sich das gesamte Team dann hochzieht. Beispielhaft dafür dürfte der Siegtreffer von Bernd Rosinger am letzten Samstag sein, als er beim 1:0 gegen Münster von der Mittellinie aus an fünf Preußen vorbei zog und den Ball unter die Latte zimmerte. Nicht von ungefähr verteilen sich die 17 Ligatore auf acht verschiedene Schützen. Auffällig dabei: Lotte verteidigt als Team und greift als Team an. Unter den Torschützen sind bislang schon drei gelernte Verteidiger zu finden, wobei Nauber und Neidhart jeweils sogar schon zweimal trafen.
In der Statistik mehr als solide
Wenn man sich die Statistiken der Sportfreunde anschaut, fällt es nicht leicht, Schwächen zu erkennen. Man schießt beispielsweise erfreulich viele Tore und kassiert gleichzeitig erfreulich wenige. Bei Siegen und Toren ist man nicht an einen Spielort gebunden: Auswärts präsentiert man sich ebenso stark wie im heimischen Frimo-Stadion. Insgesamt fünfmal lag man diese Saison hinten, holte danach aber noch vier Punkte - und das teils sehr spektakulär. Einen 0:2-Rückstand gegen Regensburg drehte Lotte vor eigenem Publikum noch zu einem 3:2-Sieg. Von sieben Führungen in der aktuellen Spielzeit brachte man sechs über die Zeit, ein Spiel endete mit einer Punkteteilung. Verloren hat man nach einer Führung bislang also noch nicht. Dabei enden Spiele von Lotte oft mit einem Spektakel in der Schlussphase: Lotte erzielte schon drei Tore in der 90. Minute. Einmal musste man jedoch auch kurz vor Ende noch einen Gegentreffer hinnehmen.
Eine Statistik die für Lotte besonders positiv ist, dürfte die Bilanz gegen die Fortuna sein: Von sechs Duellen gewannen die Sportfreunde vier. Besonders am Autobahnkreuz hat man einen klaren Heimvorteil: In drei Heimspielen gegen die Fortuna gab es drei Siege bei 9:0 Toren.
Verteidigen mit allen Mitteln
Im Angriff der Sportfreunde kann jeder treffen. Auch in der Defensive verteidigt man als Gefüge - nimmt dafür aber auch mal Karten in Kauf: Lotte steht in der Fairplay-Tabelle der 3. Liga momentan ganz unten. Es setzte insgesamt schon 34 gelbe, zwei gelb-rote Karten und eine glatt-rote Karte. Innenverteidiger Matthias Rahn sah in neun Spielen bereits sechs gelbe und eine rote Karte. Tim Wendel sah in zehn Ligaspielen schon zweimal gelb-rot und drei weitere gelbe Karten. Im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen musste er zudem nach seiner Einwechslung in der 55. Minute eine knappe halbe Stunde später ebenfalls mit gelb-rot vom Platz.
Im Fokus: André Dej
Aus einem ausgeglichenen und kompakten Team ragt André Dej derzeit heraus. Dabei steht der Deutsch-Pole in den Highlights nicht allzu sehr im Blickpunkt, aber: Dej scheint spielerisch der Kopf der Mannschaft zu sein. Bereits fünf Vorlagen hat der 24-Jährige auf seinem Konto. Beim 2:1-Pokalerfolg gegen Werder Bremen war er mit einer Vorlage und dem Siegtreffer der Matchwinner. Der Mittelfeldakteur ist mit Pires-Rodriguez einer der Kreativspieler in der Offensive und glänzt durch sein gutes Auge. Dabei spielt Dej gerne den einleitenden Ball, bevor es vorne so richtig gefährlich wird. Der gebürtige Kölner landete über den Stationen Bayer 04 Leverkusen, MSV Duisburg und Sportfreunde Siegen 2014 bei Viktoria Köln. Von der Viktoria nach nur einem Jahr nicht mehr gewollt, führte Dejs Weg schließlich 2015 ins Tecklenburger Land. Dort stieg er mit Lotte als Stammspieler im ersten Anlauf direkt auf und sorgt mit den Sportfreuden in seinem ersten Drittliga-Jahr nun für mächtig Furore.