Momentaufnahme 3. Liga - der Karlsruher SC im Gegnercheck
Aktuelle Lage:
Die Mannschaft von Trainer Marc-Patrick Meister ist gespickt mit Topspielern und möchte nach ihrem Abstieg aus der 2. Bundesliga den direkten Wiederaufstieg klarmachen. Allerdings lief der Saisonstart für die Badener alles andere als optimal: Der große Aufstiegsfavorit holte in den ersten vier Spielen nur vier Punkte, musste zwei Niederlagen einstecken und findet sich mit einem Torverhältnis von 6:8 momentan nur auf dem 11. Tabellenplatz wieder. Im Eröffnungsspiel gegen den VfL Osnabrück kamen die Karlsruher nach einem 0:2-Rückstand noch zu einem 2:2-Unentschieden. Gegen Unterhaching (2:3) und Werder Bremen II (0:2) setzte es aber zwei empfindliche Niederlagen. Gerade die Partie gegen die Spielvereinigung war eine bittere Pleite, da die Karlsruher zwei Mal in Führung lagen und in der 89. Minute den entscheidenden Gegentreffer hinnehmen mussten. Das erste Erfolgserlebnis folgte am 4. Spieltag. Gegen den bis zu dieser Partie Spitzenreiter Wehen Wiesbaden sah es allerdings erst so aus, als müsste der KSC eine erneute Niederlage hinnehmen. Wehen Wiesbaden führte zur Pause mit 1:0, Anton Fink und Kapitän Kai Bülow drehten die Partie allerdings noch spät zu Gunsten der Badener. Gegen die Fortuna möchten die Karlsruher endlich eine Serie starten und zeigen, zu was sie in dieser Liga fähig sind. Die Bilanz spricht dabei klar für Karlsruhe: Aus 12 Partien gingen sieben an den KSC, die Fortuna konnte drei für sich entscheiden. Trainiert wird Karlsruhe vom erst 37-Jährigen Marc-Patrick Meister. Der Fußballlehrer war bereits in der Jugend des Hamburger SV und Borussia Dortmund tätig, ehe es ihn in die Jugendabteilung des KSC verschlug. Nach der Entlassung von Mirko Slomka übernahm Meister erst interimsweise den Posten des Chefcoaches, konnte mit einem Sieg aus den letzten sieben Spielen den Abstieg aber nicht mehr verhindern. Mit einem Vertrag bis 2019 ist Meister jetzt die Führungsfigur beim Projekt "Wiederaufstieg".
Anhand der Namen kann man erkennen: Der KSC-Kader strotzt nur so vor Qualität. Gestandene Zweit-und Drittligaspieler haben sich den Badenern angeschlossen, um den direkten Wiederaufstieg zu verwirklichen.
Gute Balance zwischen Jung und Alt:
Kai Bülow, Anton Fink, Dominik Stroh-Engel oder David Pisot – Sie alle haben eins gemeinsam: Sie sind gestandene Zweit-und Drittligaprofis und diese Saison neu beim KSC. Trainer Meister erklärt, dass dem KSC besonders die große Erfahrung der Neuzugänge sehr wichtig war: „Mit einer komplett neuen Mannschaft war es wichtig, dass die Spieler die Liga kennen, in der wir spielen. Dazu wollten wir Teamplayer ins Boot zu holen, die bereit sind, sich einzubringen und den Kahn anzutreiben.“ Das ist dem Sportclub mit den Neuen mehr als gut gelungen. Auch wenn die Ergebnisse es noch nicht zeigen, so verfügt der KSC über eine gesunde Mischung aus Jung und Alt. Kai Bülow war jahrelang Kapitän und Leistungsträger der Münchner Löwen in der 2. Bundesliga. Anton Fink ist mit 116 Toren Rekordtorschütze der 3. Liga, sein Sturmpartner Dominik Stroh-Engel spielte mit Darmstadt 98 bereits in der Bundesliga und hält mit 27 Toren in einer Saison nach wie vor für den Rekord für die meisten Treffer in einer Spielzeit der 3. Liga (Saison 13/14). Neben diesen Stützen drängen sich junge Talente wie Burak Camoglu, Marvin Wanitzek oder Florent Muslija immer mehr auf. Besonders der 24-Jährige Wanitzek gilt als absoluter Wunschspieler von Trainer Meister. Der zentrale Mittelfeldspieler soll auf der Zehnerposition die Geschicke leiten und die Offensivkräfte in Szene setzen. Florent Muslija ist ein schneller Außenbahnspieler, der mit seiner Technik und Dribbelstärke die gegnerischen Abwehrreihen vor Probleme bringen kann. Burak Camoglu ist vielseitig einsetzbar und kann sowohl auf dem Flügel wie auch auf der Außenverteidigerposition spielen.
Die Balance stimmt also beim KSC. Trotzdem birgt ein solch großer Umbruch, wie er in Karlsruhe stattfand, auch immer Gefahren. 23 Spieler verließen nach Ende der Abstiegssaison den Verein, 15 externe Transfers wurden getätigt – Dazu kommen noch die Spieler aus der eigenen Jugend, die den Sprung in den Profikader schafften. Durch die großen Veränderungen und die Neuausrichtung des Teams muss Trainer Meister aus den Einzelkönnern erst noch ein funktionierendes Team formen. Als Schwachstelle hat der Coach dabei das Defensivverhalten seiner Mannschaft auserkoren: „Ich erwarte, dass wir unsere defensive Stabilität weiter verbessern und weniger Gegentore bekommen“, sagte der 37-Jährige. „Wir müssen im Verteidigungsmodus konsequenter und beherzter gegen den Ball arbeiten, und nach vorne weiter torgefährlich bleiben – das haben wir ja bisher bis auf die Partie in Bremen immer hinbekommen.“
Im Fokus: Anton Fink
Man merkt: Die Offensive scheint Meister keine Sorgen zu bereiten. Das liegt unter anderem auch an Topstürmer Anton Fink. Der 30-Jährige ist einer der absoluten Leistungsträger der 3. Liga. Er hält mit 116 Toren den Rekord für die meisten Treffer in der Drittligageschichte.
Fink lernte das Fußballspielen bei der U19 von 1860 München. Der gebürtige Bayer spielte zwei Jahre für die Löwen, ehe es ihn nach Unterhaching verschlug. Bei den Hachingern schnupperte Fink das erste Mal Profiluft, kam in einer Saison bei der SpVgg in allen Spielen zum Einsatz. Seine Bilanz: 21 Tore und zehn Vorlagen.
Kein Wunder also, dass höherklassige Vereine auf den Stürmer aufmerksam wurden. So wechselte „Toni“, wie er von seinen Teamkameraden genannt wird, nach einem Jahr in Haching zum Karlsruher SC. Für die Badener absolvierte Fink insgesamt 64 Pflichtspiele und erzielte 14 Tore. Nach einer halbjährigen Leihe beim VfR Aalen, wechselte Fink im Januar 2012 zum Chemnitzer FC – Ein Wechsel, den beide Seiten nicht bereuen sollten. Denn in Sachsen schlug der Goalgetter voll ein. Für den CFC absolvierte Fink 210 Pflichtspiele. Seine Quote dort kann sich mehr als sehen lassen: 102 Tore und 48 Torvorlagen. Fink wurde zum Kapitän ernannt, trat aber nach einer Krise von nur einem Treffer in elf Pflichtspielen freiwillig von seinem Amt zurück. Danach klappte es auch mit dem Tore schießen wieder. Nach erfolgreichen Jahren bei den Himmelblauen zog es Fink schließlich vor der laufenden Saison zurück nach Baden. Nach über fünf Jahren möchte Fink nun zurück in die zweithöchste deutsche Spielklasse – Ein Ziel, was bei der individuellen Klasse der Karlsruher nicht besonders unrealistisch erscheint.