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Kiel: Über Vertrauen und Gemeinschaft zum Aufstieg?

 

Das Wort Aufstieg wollte bei Holstein Kiel vor der Saison niemand in den Mund nehmen. Doch drei Spieltage vor Saisonende sieht alles danach aus, als würden die Nordlichter nach 15-jähriger Abstinenz wieder zum Kreis der Zweitligisten gehören. Dabei zeigen die Störche, wie man sich mit Vertrauen, gemeinschaftlicher Geschlossenheit und punktuellen Veränderungen in der 3. Liga entwickeln kann.

Am 21. Spieltag sah es noch nach einer ordentlichen Saison von Holstein Kiel aus. Trotz der Heimniederlage gegen Dortmunds U23 hatte die Elf von Trainer Karsten Neitzel im zweiten Drittliga-Jahr mit dem Abstieg nichts zu tun. Dem ausgeschriebenen Saisonziel von 45 Punkten war man damals mit 30 Zählern bereits recht nah. Zu den ganz großen Aufstiegsaspiranten wurde Kiel aber nicht gezählt. 14 Spieltage später ist Kiels Flug unter dem Radar aber endgültig vorbei. Zehn Siege – vier Remis: Dank einer eindrucksvollen Serie hat man aktuell alle Trümpfe im Aufstiegskampf in der eigenen Hand. Insgesamt mussten sich die Neitzel-Elf in den vergangenen 26 Partien nur einmal geschlagen geben.

Mit dem Heimspiel gegen die Fortuna beginnen für die Störche die Wochen der Wahrheit: Nach dem Duell mit der Koschinat-Elf warten die direkten Konkurrenten Stuttgarter Kickers und den MSV Duisburg. Speziell im Duell mit den Zebras  können die Störche den Aufstieg aus eigener Kraft perfekt machen. Aktuell hat Kiel einen Punkt Rückstand auf den MSV. Spätestens mit dem 2:2 zuletzt bei Tabellenführer Arminia Bielefeld hat Kiel gezeigt, dass man mit designierten Aufstiegskandidaten auf Augenhöhe ist: Auf der Alm sicherte Breitkreuz in den Schlussminuten einen wichtigen Punkt und unterstrich die Moral der Störche.

In Kiel zählt der Teamspirit

Es herrscht Euphorie an der Förde. Nach dem sich Kiel in der letzten Saison erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt endgültig sicherte, könnte nun eine Rückkehr in die 2. Bundesliga winken. Es werden bereits erste Vergleiche zu Darmstadt 98 laut. Dabei hat Karsten Neitzel sein Team vor der Saison nur punktuell verstärkt. Maik Kegel im zentralen Mittelfeld, Linksverteidiger Patrick Kohlmann und Keeper Kenneth Kronholm aber entwickelten sich im ersten Jahr zu sofortigen Verstärkungen für Holstein und machten das Team augenscheinlich zu einem Aufstiegskandidaten. Besonders Kronholm steht dabei im Fokus: Der gebürtige US-Amerikaner ist als Torwart der Störche der Hauptverantwortliche für die mit 25 Gegentoren beste Abwehr der Liga. Keiner spielte in dieser Saison häufiger zu Null: In 17 von 35 Spielen hielt Kronholm seinen Kasten sauber.

Kiels Defensive aber funktioniert im Verbund und definiert sich über Intensität. Kaum ein anderes Team in der 3. Liga attackiert seine Gegner bereits so früh beim Spielaufbau wie Holstein Kiel. Selbst die Sturmreihe um Heider, Schäffler und Kazior ist sich nicht zu schade für Defensivarbeit. Ohnehin zählen im Norden besonders die Werte Vertrauen und Gemeinschaft: So hielt der Verein in der letzten Saison trotz des langen Abstiegskampfs stets an Trainer Karsten Neitzel fest. Dieses Vertrauen schenkt der 47-Jährige auch seinem Team: Bei Kiel hat sich ein fester Kern als Stammelf etabliert. Bereits elf Akteure haben über 30 Einsätze. Die Mannschaft funktioniert dabei als Kollektiv, auch wenn in der Offensive zwei Akteure herausragen. Heider und Kazior strahlen mit jeweils 11 Treffern die größte Torgefahr bei Kiel aus. Besonders Kapitän Rafael Kazior rückte unlängst in den Fokus: Neitzels rechte Hand ist mit 17 Torbeteiligungen ein Fixpunkt  der Kieler Offensive, wird den Verein jedoch selbst im Falle des Aufstiegs in Richtung U23 von Werder Bremen in die Regionalliga verlassen. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga wäre dabei das beste Abschiedsgeschenk. Der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft gepaart mit der bedingungslosen Unterstützung der Fangemeinschaft ist die „Kieler Energie“, wie Geschäftsführer Wolfgang Schwenke das Erfolgsrezept der Störche zusammenfasst. Ob sich die „Kieler Energie“ gegen die Südstadtlegenden bewährt wird sich am Samstag zeigen.

Der Kampf um unterschiedliche Ziele

Während die Kieler sich im Heimspiel gegen die Fortuna Platz drei und die damit verbundene Relegation sichern können, möchte das Team von Uwe Koschinat den Klassenerhalt endgültig unter Dach und Fach bringen. Ein Sieg an der Förde würde dabei alle Zweifel beiseite wischen und zugleich die Serie von fünf Auswärtsspielen ohne Sieg beenden. Dabei werden der Fortuna am Samstag im Holstein-Stadion bis auf Andersen, Fink und Pazurek alle Akteure zur Verfügung stehen.

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