Holstein Kiel: Störche auf Höhenflug in der 3. Liga
Im zweiten Jahr etabliert sich Holstein Kiel mehr und mehr im Mittelfeld der 3. Liga. Nachdem die Elf von Karten Neitzel als Aufsteiger in der letzten Saison lange um den Klassenerhalt kämpfte, beträgt der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz aktuell 10 Punkte. Eine kompakte Defensive und ein variabler Angriff sind die Basis für den aktuellen Rekordlauf der Kieler in der 3. Liga.
Sieben Spiele in Serie ohne Niederlage – das schaffte Holstein Kiel in der 3. Liga in der Vereinshistorie noch nie. Mit vier Siegen und drei Unentschieden holte Kiel 15 von 21 möglichen Zählern. Nur Rot-Weiß Erfurt holte im gleichen Zeitraum mehr Punkte. Gegen die Fortuna können die Störche diese Erfolgsserie ausbauen. Zudem winkt im kommenden Heimspiel gegen den MSV Duisburg der nächste Rekord: Ein Dreier gegen die Zebras und Kiel hätte erstmals in der 3. Liga vier Heimsiege in Serie geschafft. Die Störche folgender dem Motto von Trainer Karsten Neitzel: „Unser Ziel bis Weihnachten heißt: Punkte sammeln, Punkte sammeln, Punkte sammeln.“
Dabei spricht der 46-Jährige auch aus der Erfahrung der letzten Saison: Mit 14 Punkten aus den ersten sechs Spielen startete Kiel als Aufsteiger erfolgreich in die 3. Liga. Anschließend konnte man in 13 Spielen in Folge aber nicht mehr gewinnen. Erst am letzten Spieltag sicherte man sich den Klassenerhalt in der 3. Liga. Karsten Neitzel, der erst vor der letzten Saison das Traineramt in Kiel von Aufstiegscoach Thorsten Gutzeit übernahm, dürfte seine Schlüsse gezogen haben. Ein Grund für die langen Abstiegssorgen im Norden dürften dabei die Punkteteilungen gewesen sein. Mit 15 Unentschieden waren die Störche die Remiskönige der abgelaufenen Spielzeit.
Kiels Neuzugänge sofortige Verstärkungen
Zwar ist Kiel auch in der laufenden Saison bei den Remis wieder vorne mit dabei: Nur Duisburg (7) hat bislang öfter Unentschieden gespielt, als Kiel (6). Insgesamt präsentieren sich die Störche in dieser Saison aber als stabilere Einheit. Auch gegen die Topteams der 3. Liga kann Kiel punkten. Als bestes Beispiel dient dafür der letzte Spieltag, als man mit Arminia Bielefeld den aktuellen Tabellenführer mit 1:0 bezwang. Zudem ist die Neitzel-Elf bislang wettbewerbsübergreifend die einzige Mannschaft in Deutschland, die bei Dynamo Dresden gewinnen konnte: 2:1 hieß es im Stadion Dresden für die Kieler.
Holstein Kiel schaffte es vor der Saison, dass Grundgerüst aus der letzten Saison mit Transfers gezielt zu verstärken. Mit Tim Danneberg und Marcel Schied wurden nur zwei Leistungsträger abgegeben. Zudem erweisen sich die Neuzugänge als sofortige Verstärkungen: Kenneth Kronholm vom SV Elversberg etablierte sich in Kiel sofort als Stammtorwart. Auch Maik Kegel, Neuzugang vom Chemnitzer FC, spielt bei Neitzel im defensiven Mittelfeld als knallharter Zweikämpfer eine feste Rolle. Linksverteidiger Patrick Kronholm, Neuzugang von Union Berlin, kam bislang in 14 Partien zum Einsatz. Saliou Sane vom Bundesliga-Aufsteiger Paderborn durfte bislang zehnmal im Sturm ran, wird gegen die Fortuna voraussichtlich aber verletzungsbedingt fehlen.
Kompakte Defensive – variabler Angriff
Die Basis für den Erfolg von Holstein Kiel liegt dabei in der Defensive: Mit 13 Gegentoren stellt Kiel die zweitbeste Defensive der 3. Liga. Nur der Chemnitzer FC kassierte weniger Gegentore. Siebenmal spielte Keeper Kronholm zu Null – nur Pentke vom Chemnitzer FC und Kevin Müller von Energie Cottbus behielten öfter eine weiße Weste (je neunmal). Die Störche verteidigen kompakt und leidenschaftlich. Das bekam mit Arminia Bielefeld zuletzt auch der beste Sturm der 3. Liga zu spüren, der sich gegen die Störche-Defensive 90 Minuten lang die Zähne ausbiss.
Im Angriff setzt Neitzel zudem auf Variabilität. Zwar hat Kiel keinen Topstürmer in seinen Reihen, der eine hohe Torquote garantiert. Dafür verteilt man die Offensivgefahr auf mehrere Schultern: Von den 20 Toren verteilen sich 16 auf die drei Angreifer Heider (6), Schäffler (4) und Kazior (4). Zudem verfügt Neitzel in Patrick Breitkreuz über einen torgefährlichen Joker: Der gebürtige Berliner wurde bislang achtmal eingewechselt und kommt trotzdem bereits auf zwei Tore und drei Vorlagen. Die Neitzel-Elf präsentiert sich als organisierte Einheit mit klarer Aufgabenverteilung: Die Angreifer zeichnen für die Tore verantwortlich, während die Defensive um Keeper Kronholm den eigenen Kasten sauber halten will. Das Ergebnis ist eine kompakte Einheit, die sich bei 10 Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz langsam im Mittelfeld etabliert. Hält der Höhenflug der Störche weiter an, könnte Kiel in dieser ausgeglichenen 3. Liga zudem für die eine oder andere Überraschung sorgen.
Fortuna auf der Suche nach drei Punkten
Die Fortuna will die Störche hingegen wieder auf den Boden der 3. Liga holen. In den Duellen mit den Spitzenteams Dresden, Münster und Erfurt zeigten die Kölner, dass man durchaus mithalten kann, auch wenn am Ende die entsprechende Belohnung fehlte. Nach drei Spielen ohne Sieg gilt es für die Koschinat-Elf wieder dreifach zu Punkten, um den Abstand auf die Abstiegsplätze zu wahren: „Schönreden gibt es nicht: Wir haben aus den letzten zwei Spielen einen Punkt geholt. Das ist zu wenig“, analysierte Thomas Kraus die Situation nach dem Spiel gegen Rot-Weiß Erfurt. „Jetzt sind wir gegen Kiel schon wieder leicht unter Druck. Wenn wir nicht wieder unten rein rutschen wollen, müssen wir gegen Kiel gewinnen“, so der 27-Jährige weiter.
Fehlen werden der Fortuna am kommenden Sonntag dabei Flottmann, Kialka, Sievers und Yilmaz.