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Gekommen um zu bleiben - Der FC Carl Zeiss Jena im Gegnercheck

Fotograf: Tom Hettinger

Die Euphorie in Jena ist groß: Nach über fünf Jahren spielt der Traditionsklub aus Thüringen bald wieder in der dritthöchsten deutschen Spielklasse. Die Mannschaft von Trainer Mark Zimmermann setzte sich dabei in den beiden Relegationsspielen gegen die Viktoria aus Köln durch. Der FC Carl Zeiss Jena ist zurück im Profifußball – und möchte getragen von der Euphorie einer ganzen Region dort bleiben.

Vergangene Saison:

Der FC Carl Zeiss Jena ist nach über fünf Jahren zurück im deutschen Profifußball. Nach einem dramatischen Rückspiel gegen den Meister der Regionalliga-West, Viktoria Köln, setzten sich die Thüringer trotz einer 0:1-Niederlage im Rückspiel (3:2 im Hinspiel) durch und konnten so die Rückkehr in den Profifußball feiern.
Getragen von der Euphorie im Umfeld hatte der FCC die Saison souverän vor Mitfavorit Energie Cottbus auf dem ersten Platz beendet - Und das obwohl Jena nur eines der acht Spiele gegen die Top Fünf der Liga für sich entscheiden konnte. Trotzdem verdeutlichten 23 Siege aus 34 Spielen schlussendlich die Dominanz und die Kontinuität, die der FCC in der Liga an den Tag legte. Jena stellte außerdem die beste Offensive (68 Tore) und die beste Defensive (25 Gegentreffer) der Liga
Dass der FCC an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga teilnehmen würde, war bereits nach den ersten Spielen der Hinrunde absehbar. 35 Punkte aus den ersten 13 Partien sammelte das Team von Trainer Mark Zimmermann in der Regionalliga Nord-Ost. Die erste Saisonniederlage setzte es erst am 14. Spieltag: Mit 0:3 verlor man gegen die U23 von RB Leipzig.  
Großen Anteil daran hatte FCC-Trainer Mark Zimmermann. Der 43-Jährige ist seit 2016 Chefcoach in Jena, führte die Mannschaft in seiner ersten Saison als Übungsleiter gleich in die 3.Liga. Mit Aufstiegsfeiern kennt sich der Cheftrainer ohnehin aus: 1996 gelang ihm mit dem FCC der damalige Aufstieg in die 2.Liga. Der ehemalige Mittelstürmer absolvierte insgesamt 224 Pflichtspiele für den Ostklub, erzielte dabei 73 Tore. Der Coach ist eine absolute Institution in Thüringen und möchte sich mit den Thüringern längerfristig oben etablieren. Das gelang beim ersten Saisonspiel allerdings noch nicht: In Wiesbaden verlor der FCC verdient mit 0:1. Stürmerstar Timmy Thiele blieb dabei für seine Verhältnisse relativ blass. Gegen die Fortuna möchte Jena nun in die Erfolgsspur finden und die Auftaktniederlage gegen Wehen Wiesbaden vergessen machen. Die Bilanz der beiden Mannschaft ist ausgeglichen: In zehn Partien konnte die Fortuna vier für sich entscheiden, bei drei Begegnungen ging der FCC als Sieger vom Platz. Weitere drei Mal trennte man sich unentschieden.

Auf einer Welle der Euphorie:

Alles wartet in Jena auf den ersten Heimspieltag im Profifußball seit über fünf Jahren. Der FCC, dreimaliger DDR-Meister, spielt stellvertretend für eine gesamte Region, die Menschen in Jena leben den Verein. Im Schnitt fast 4000 Zuschauer besuchten die Spiele des FCC in der Regionalliga Nordost – eine beachtliche Zahl, die sich in der 3. Liga nochmal deutlich erhöhen wird. Im Zuge des Aufstiegs in den Profifußball möchte sich der Traditionsklub außerdem in den nächsten Jahren noch mehr professionalisieren. Dabei soll auch ein neues Stadion helfen: Das ehrwürdige Ernst-Abbe-Sportfeld wird sich in den kommenden Jahren demnach stark verändern. Darauf einigten sich der FCC, die Stadt Jena und ein namentlich nicht genannter privater Investor. Der erste Schritt: Eine Flutlichtanlage: „Das Flutlicht wird kommen. Wir werden es auch bezahlen. Ich kann ihnen den Tag nicht sagen, aber es wird noch in diesem Herbst sein“, sagte Oberbürgermeister Albrecht Schröter kürzlich. Sowieso hat sich das Ernst-Abbe-Sportfeld in den vergangenen Jahren stark verändert. Eine moderne Tribüne ersetzte die 1924 errichtete altehrwürdige Holztribüne, darüber hinaus investierte der FC Carl Zeiss Jena, nicht zuletzt auf Druck des DFB und der DFL, in eine neue Anzeigetafel, eine Rasenheizung sowie in eine neue Zusatztribüne auf der Gegengerade. Der FCC nahm viel Geld in die Hand, um das Stadion den Bedingungen des Profifußballs anzupassen. Nun soll die bis dato größte Veränderung erfolgen: Aus dem Multifunktionsstadion soll eine reine Fußballarena werden. Die Leichtathletikanlage wird ausgelagert, die Fans sollen noch näher am Spielfeldrand sitzen und das Geschehen so hautnah miterleben. Die Stadt und ein privater Investor übernehmen dabei den Großteil der Kosten. Die Vorfreude auf das erste Drittliga-Heimspiel seit über fünf Jahren ist enorm, den Fans die Vorfreude anzumerken. Auf die Männer um Kapitän Hamdi Dahmani wartet im Ernst-Abbe-Sportfeld ein Hexenkessel.

Im Fokus: Timmy Thiele

Spätestens nach den beiden Aufstiegsspielen gegen die Viktoria aus Köln kennt in Jena jeder Timmy Thiele. Der 25-Jährige schoss die Thüringer quasi im Alleingang in die 3.Liga, erzielte im Hinspiel im Kölner Sportpark Höhenberg zwei absolute Traumtore und ebnete seinem Team so den Weg zurück in den Profifußball. Dort möchte Thiele mit dem FCC langfristig bleiben. Der 25-Jährige Stürmer ist für sein Alter schon unheimlich weit, bringt die Erfahrung aus 53 Drittligaspielen und 26 Einsätzen in der englischen League One mit. Das Fußballspielen lernte Thiele in seiner Heimatstadt Berlin, wo er in der Jugend für die Tasmania, Tennis Borussia und Hertha BSC auflief. Über Stationen bei Werder Bremen und dem FC Schalke 04 landete Thiele 2013 bei der Alemannia aus Aachen. Dort reifte er zum Stammspieler, kam in der 3.Liga auf 29 Einsätze und erzielte fünf Tore und acht Assists. Zwei Jahre später dann der Schritt in die dritte englische Liga zu Burton Albion. Bei den „Brewers“ kam der Stürmer in seiner ersten Saison noch zu 22 Einsätzen (1 Tor), in der darauffolgenden Saison wurde Thiele zum Konkurrenten Oldham Athletic verliehen. Als der Mittelstürmer dort ebenfalls nur noch sporadisch eingesetzt wurde, entschied er sich nach der Saison zu dem Schritt nach Jena – eine Entscheidung, die keine der beiden Seiten bereut hat.

Denn Thiele schlug in seiner ersten Saison sofort ein. Der 25-Jährige passt mit seiner Schnelligkeit und Kopfballstärke unheimlich gut zur Spielweise des FCC. Kenny Verhoene, sportlicher Leiter in Jena, war sich schon vor dem ersten Pflichtspiel sicher: „Er ist genau der Stürmertyp, den wir gesucht haben“.
Verhoene sollte Recht behalten. 31 Mal stand Thiele in der Saison 2016/2017 auf dem Platz, erzielte dabei 14 Tore und steuerte elf Vorlagen bei. In den Aufstiegsspielen besiegelte er dann mit zwei Traumtoren die Rückkehr Jenas in den Profifußball.
Was Thiele der FC Carl Zeiss Jena bedeutet merkte man direkt nach Abpfiff des Relegations-Rückspiels. Kurz nach dem Aufstieg schrie der 25-Jährige ins Mikrofon, was alle Anhänger des thüringer Traditionsklubs seit über fünf Jahren dachten: „Das hier ist der absolute Wahnsinn. Jetzt sind wir endlich da, wo wir hinwollten - nämlich in der 3.Liga“.
 

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