Ein sehr zufriedener Matthias Mink sagt dennoch: „Es wäre noch mehr möglich gewesen“
Matthias, wie fällt dein Fazit der ersten Halbserie aus?
„Gut. Wir sind sehr zufrieden. Wir sind über weite Teile bisher sehr gut durch die Saison gekommen. Der Start war nach einer gelungenen Vorbereitung optimal. In einigen Spielen haben wir den einen oder anderen Zähler liegen gelassen. Die fünf Niederlagen, insbesondere die Heimniederlagen, ärgern mich. Es wäre punktemäßig noch mehr möglich gewesen.“
Vor der Saison gab es kritische Stimmen. Es hieß von vielen Seiten, der Kader der Fortuna sei schwächer als im Jahr zuvor. Nach dem Weggang von Dustin Willms, Lars Lokotsch und Sascha Marquet fehlten plötzlich die mit Abstand besten drei Torschützen. Und es folgte eine Entwicklung, die der Mannschaft kaum einer zugetraut hat…
„Ende der letzten Saison und zu Beginn der Vorbereitung habe ich nach den Abgängen schon vernommen, dass viele die Zusammensetzung des Kaders eher negativ bewertet und gesehen haben. Wir haben immer gesagt, gebt uns ein wenig Zeit. Es war eine schwierige Transferphase, weil wir nicht genau wussten, was steht am Ende an Mitteln zur Verfügung. In Anbetracht dessen, finde ich, haben wir im Sommer noch sehr gute Spieler verpflichten können. Das ist und bleibt eine Mannschaft, die sich entwickelt. Das Trainingslager hat uns mit Sicherheit gutgetan. Zu diesem Zeitpunkt war das Thema Teambuilding schon um einiges besser als in der Vorsaison. Auch das Testspiel gegen den FC und der gute Saisonstart haben eine gewisse Begeisterung entfacht und die positive Entwicklung entscheidend beeinflusst.“
Mit Henri Matter, Yoshua Eze, Marvin Mika, Dominik Ernst und Justin Steinkötter kamen während der Vorbereitung noch wichtige Spieler hinzu. Da hat die sportliche Leitung sehr gute Arbeit geleistet…
„Sehr gut ist es erst, wenn es in einen nachhaltigen Erfolg mündet. Wir sollten uns jetzt nicht selbst auf die Schulter klopfen. Mit der notwendigen Geduld und Beharrlichkeit sind wir aber an gewissen Themen drangeblieben. Es war sehr viel Feintuning erforderlich. Und bei manchen Verpflichtungen gehörte auch ein bisschen Glück dazu.“
Ein Wort zum Trainer, Markus von Ahlen wird von Teilen der Fans kritisch gesehen. Für mich nicht nachvollziehbar, ich erlebe ihn als akribisch arbeitenden Fußball-Fachmann. Zudem ist eine Entwicklung des Teams zu erkennen. Nach 18 Spielen hatte die Fortuna letztes Jahr sieben Punkte weniger und war Zehnter anstatt Dritter. Was macht ihn aus deiner Sicht aus?
„Wir haben mit ihm einen Trainer verpflichtet, der Spieler entwickeln kann. Das war damals die Idee im Zuge einer Neuausrichtung der Kaderplanung. Das hat funktioniert. Wenngleich der eine oder andere mit der Entwicklung der ganz jungen Spieler zunächst nicht ganz zufrieden war. Wenn man aber sieht, wie stabil die Jungs jetzt mit der U23 die Vorrunde in der Mittelrheinliga gespielt haben und welch großen Anteil sie an dem siebten Platz haben, dann ist das auch der Trainerarbeit in der ersten Mannschaft geschuldet. Er geht die Arbeit immer mit einer positiven Haltung und Ausrichtung an. Das zeichnet ihn aus. Guter, konstruktiver Austausch in allen Bereichen ist eine wichtige Grundlage für erfolgreiches arbeiten.“
Du hast es gerade schon kurz angerissen. In den ersten 17 Partien der U23 hatten Spieler aus dem Kader der Ersten insgesamt 94 Einsätze in der Mittelrheinliga. Eine stolze Zahl. Im Gegenzug trainierten regelmäßig auch Spieler der Zweiten oben mit und kamen zudem im Pokal und in Testspielen zum Einsatz. Die Fortuna hat hier eine in der Region einmalige Konstellation geschaffen, die immer mehr Früchte trägt…
„Wir haben diese neue Strategie zeitnah gelebt. Es ist aber immer auch eine individuelle Geschichte. Der Spieler muss seine Rolle auch annehmen. Letzte Saison war das am Anfang noch etwas schwieriger für einige Jungs. Aber dieses Jahr ist es viel einfacher geworden, das bestätigt mir auch unser Scout Pascal Lammerich immer wieder. Alle nehmen den neuen Weg hochmotiviert und ambitioniert an. Und so machen die jungen Spieler wertvolle Entwicklungsschritte.“
Was war dein Highlight der Hinserie?
„Ich könnte jetzt sagen, der Start gegen den FC mit dem klaren Erfolg. Aber, wenn man die Entwicklung der Mannschaft sieht, ist es unbestritten der 4:3-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach zu Hause gewesen, damit hatte keiner mehr gerechnet. Dieses Spiel noch zu drehen, das war beeindruckend. Zwei Wochen später hätten wir das gegen den FC beinahe nochmal wiederholt.“
Ein leidiges Thema ist die mangelhafte Infrastruktur rund um den Jean-Löring-Sportpark. Kabine, Platzverhältnisse usw. Es hat sich kaum etwas geändert, seitdem Du hier vor rund 30 Jahren noch deine Fußballschuhe geschnürt hast…
„Doch, damals gab es hier noch zwei Ascheplätze, jetzt nur noch einer (lacht). Damals sind wir in der NRW-Liga noch von Kunstrasen- zu Kunstrasenplatz getingelt. Ich kann mich in meiner Trainerzeit an einen harten Winter erinnern, da sind wir von Ostkampfbahn, Westkampfbahn über Lövenich/Widdersdorf alle Plätze abgefahren. Das hat sich schon verändert. Klar ist, wir müssen die Bedingungen annehmen. Wir werden die Gegebenheiten kurzfristig nicht verändern.“
Hamdi Dahmani war dein Spieler, als Du hier Trainer warst. Nun ist er Co-Trainer und Du bist sportlicher Leiter. Er ist sicher ein etwas anderer Typ als sein Vorgänger Thomas Kraus. Wie macht er sich in seiner neuen Rolle?
„Sehr gut. Hamdi ist sehr interessiert und wissbegierig. Mir war klar, dass das passen kann und wird. Markus ist auch hier ein wichtiger und entscheidender Faktor. Er ist offen und gibt viel Input an Hamdi weiter. Ein Beispiel: Hamdi saß Anfang der Woche in der Trainerkabine vor seinem Computer, er arbeitete gerade an einer Videoanalyse. Er sagte, er hätte sich über Weihnachten vieles angeeignet. Hamdi war als Spieler schon so. Er hat sich vieles auch eigenständig erarbeitet. Wenn ich mir vorstelle, wie er zur U23 kam, mit nicht nur ein, zwei Kilo zu viel. Er hat sich das mit Mitte 30 hart abtrainiert. Das charakterisiert auch den Typen Hamdi Dahmani. Als Co-Trainer musst du den Job Tag für Tag leben und für Fußball brennen, das macht er. Er hat sich zudem viel Knowhow schon als Spieler erarbeitet, welches er jetzt der Mannschaft weitergeben soll.“
Abschließend die Frage, was erhoffst Du dir von der Rückrunde? Was muss und kann besser werden?
„Ich hoffe, dass wir einigermaßen verletzungsfrei durch die Vorbereitung kommen. Dann wäre ein guter Start wünschenswert und eine punktemäßig bessere Rückrunde. Traumhaft wäre (lacht), wenn wir kein Spiel mehr verlieren, dann werden wir nämlich mit Sicherheit Pokalsieger.“