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Den Lauf fortsetzen - Fortuna gastiert bei krisengeschütteltem SC Paderborn

Fotograf: Florian Fischer

Zwei Spiele - zwei Sieg: Am Samstag will die Fortuna diese englische Woche mit einem Sieg in Paderborn abschließen. Bei den Westfalen gibt es auf und neben dem Platz viel Gesprächsbedarf. Dabei hat man viel Qualität, um die Talfahrt endlich zu stoppen.

Aktuelle Lage

Der SC Paderborn belegt in der dritten Liga den siebzehnten Rang. Damit steht der SCP nur einen Platz (zwei Punkte) vor der Abstiegszone. Und dennoch können Tabellenplätze aufgrund der außergewöhnlich engen Konstellation in der dritten Liga täuschen. Die Fortuna befindet sich auf dem siebten Rang. Bei einem Heimsieg stände der SCP plötzlich nur drei Punkte hinter dem Südstadt-Klub. Vielmehr Anlass zur Sorge gibt den Fans eher der Trend: Der Zweitliga-Absteiger ist seit vier Spielen ohne einen Sieg. Zwei dieser Partien absolvierte man Zuhause gegen Aalen und Halle, beide endeten torlos. In den letzten zwei Auswärtsspielen konnte man auch keinen Treffer erzielen. Negativhöhepunkt war schließlich das Spiel bei Aufsteiger Sportfreunde Lotte, das mit 0:6 in einem Debakel endete. Die Folge: Trainer Rene Müller musste seinen Hut nehmen. So rumort es kräftig im Vereinsumfeld. Es wird ein neuer Trainer gesucht. Doch nicht nur diese Personalie wird heiß diskutiert. Auch die Position des sportlichen Leiters soll mittelfristig neu besetzt werden und gibt Anlass zur Diskussion. Zudem taucht seit einigen Wochen immer wieder die Meldung auf, wonach Ex-Präsident Wilfried Finke in den Verein zurück kehren könnte. Der 65-Jährige ist Geschäftsführer einer Unternehmensgruppe im Möbeleinzelhandel, einer der größten Sponsoren des SCP und leitete die letzten 19 Jahre die Geschicke des Vereins. Als wäre das noch nicht genug, führt der Verein Gerichtsstreits: So verklagen Sören Osterland, damaliger Co-Trainer von Ex-Trainer Stefan Effenberg, und Rob Reekers, Co-Trainer von Ex-Trainer Markus Gellhausen, den Verein auf Gehaltsnachzahlungen. Auch Ex-Spieler Rafa Lopez, der von 2014 bis 2016 in Paderborn unter Vertrag stand, liegt mit seinem ehemaligen Arbeitgeber laut Medienberichten wegen Gehaltszahlungen im Clinch. Es gibt somit viel Gesprächtsstoff in Paderborn, auf und neben dem Platz.

Alle Augen auf Fulland

Am Samstag wird erstmal Florian Fulland an der Seitenlinie sitzen. Nachdem am vergangenen Wochenende Rene Müller freigestellt wurde, übernimmt sein Co-Trainer interimsweise. Mit 32 Jahren hat Fulland nun erstmals die Verantwortung in einem Drittliga-Spiel. Die ganz große Fußballbühne ist für den Detmolder aber kein Neuland: Als Spieler ging es für Fulland 2006 mit dem Dellbrücker SC mal in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen den SC Freiburg. Der damalige Zweitligst aus dem Breisgau setzte sich am Ende mit 4:2 durch. Fulland und sein Dellbrücker SC schafften jedoch zwischenzeitlich eine 2:1-Führung. Der Trainer war damals im übrigen Roger Schmidt. Der heutige Trainer von Bayer 04 Leverkusen startete seine Karriere nach der Saison dann bei Preußen Münster. Die nächste Station war schließlich der SC Paderborn, den Schmidt in der Saison 2011/12 beinahe in die 1. Bundesliga führte. Zugegeben: Dieser Karriereweg ist für Fulland wohl weit hergeholt. Kurzfristig dürfte sein Ziel erst einmal sein, Paderborn am Samstag gegen die Fortuna wieder in die Spur zu bringen.

Talfahrt endlich stoppen

Von der 1. Liga in die 3. Liga in zwei Jahren - Paderborn legte bekanntermaßen einen beispiellosen Absturz hin.  Ein weiterer Abstieg wäre eine Katastrophe für den Verein. Dabei schien vor drei Jahren noch alles perfekt: Der Traum von der ersten Bundesliga ging für Paderborn in Erfüllung. Die Saison lief sogar ausgesprochen gut. Der Verein bewegte sich mit bedingten Mitteln am Rande des Maximums. Mit dem Abstieg verlor man jedoch wichtige Personalien, wie Hünemeier, Rupp, Kachunga und Trainer Andre Breitenreiter. Die Negativspirale setzte ein. Der nächste Abstieg konnte nicht verhindert werden, Mit der Folge, dass weitere Leistungsträger den Verein verließen und in höheren Spielklassen verblieben. Nun befindet sich der SCP in der dritten Liga und die Saison gleicht bislang ebenfalls einer Berg- und Talfahrt. Auf Lichtblick folgt Rückschlag: Paderborn konnte erst zweimal an zwei Spieltagen in Folge punkten. Die Blickrichtung geht nach unten. Allerdings: In den letzten vier Heimspielen konnte man dreimal punkten, auch wenn es zuletzt jeweils eher triste Nullnummern gegen Halle und Aalen gab.

Fans quittieren Absturz

Die sportliche Talfahrt sorgt natürlich auch für Ernüchterung beim eigenen Anhang. Die jüngsten Partien spülen nicht gerade die Massen in die Benteler-Arena. Zwar kommen im Schnitt immer noch knapp 5.000 Zuschauer zu den Spielen. Zuletzt gegen Aalen waren es jedoch nur noch 3.500. Die Stimmung ist angespannt beim eigenen Anhang. Das äußerte sich gegen Aalen in einem Stimmungsboykott, bei dem die Fans den Support in den ersten Minuten verweigerten. Gegen die Fortuna kalkuliert der SCP mit 4.000 Zuschauern. Auf Sicht dürfte jedoch nur sportliche Leistung die Fans wieder vermehrt ins Stadion ziehen.

Individuelle Klasse vorhanden

21 Abgänge - 16 Neuzugänge! Paderborn musste nach dem zweiten Abstieg in Folge wieder den Verlust von Leistungsträgern wie Stoppelkamp, Bakalorz oder Stöger verkraften. Das Ganze führte zu einem gewaltigen Kaderumbruch: So standen am 1. Spieltag direkt sechs Neuzugänge in der Startelf. Auch beim jüngsten 0:6 in Lotte waren mit Dedic, van der Biezen, Michel, Bickel, Strohdiek und Kruska sechs neue Gesichter in der Startelf. Es scheint, als habe man sich noch nicht komplett gefunden. Dabei hat man vielversprechende Qualität in seinem Kader: Zlatko Dedic ist als Tojäger bekannt aus der 2. Bundesliga. Koen van der Biezen schoss 2012/13 den Karlsruher SC mit 15 Toren in Liga 2. Sven Michel und Christian Bickel haben in der 3. Liga ihre Offensivqualitäten auf den Außen schon unter Beweis gestellt. Zudem holte man noch Markus Piossek, der bei Preußen Münster in 72 Spielen auf 29 Torbeteiligungen kam. In Paderborn scheint der 27-Jährige aber noch nicht richtig angekommen, absolvierte er doch erst ein Spiel über die volle Distanz und wurde in vier von neun Einsätzen sogar nur eingewechselt. Gleiches gilt für Dino Medjedovic, der letztes Jahr Wolfsburg II mit 23 Toren und 11 Vorlagen in die Relegation schoss. Beim SCP durfte der 27-Jährige aber erst 85 Minuten in der 3. Liga schnuppern.
Hinten haben Tim Sebastian und Lukas Kruse ihre Sporen für den SCP schon in der 1. Bundesliga verdient. Zudem holte man im Sommer Marc-André Kruska, der mit seiner Erfahrung im zentralen Mittelfeld für die Balance sorgen soll.

Spieler im Fokus: Marc-André Kruska

Dedic, van der Biezen, Piossek, Medjedovic, Michel, Bickel, Strohdiek: Die Liste an vielversprechenden Neuzugängen der Westfalen ist lang. Viel Hoffnung hat man aber wohl mit dem Transfer von Marc-André Kruska verbunden. Der 29-Jährige, an dem einst auch Real Madrid interessiert war, soll mit seiner Erfahrung die Balance herstellen zwischen der vielfältigen Offensivqualität und der Erfahrung in der Defensive. Kruska, bei Borussia Dortmund ausgebildet, bringt insgesamt über 200 Spiele in der 2. Bundesliga auf die Platte. Hinzu kommen noch knapp 100 Spiele in der 1. Bundesliga mit dem BVB - Erfahrung pur! Kruska hat schon viel erlebt und Fußball und viele Schlachten geschlagen. Er soll das Spiel von Paderborn ordnen. Zusammen mit Keeper Lukas Kruse und Innenverteidiger Christian Strohdiek stand Kruska als einziger Paderborn in jedem Spiel in der Startelf. Nachdem Strohdiek aufgrund eines Mittelhandbruches gegen die Fortuna ausfällt, dürfte Kruska ab Samstag der einzige Feldspieler sein, der in jedem Spiel von Beginn an auflief. Mit seiner Erfahrung will er Paderborn ab Samstag aus der Krise führen.

 

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