Aufsteiger mit Ambitionen - Die SpVgg Unterhaching im Gegnercheck
Vergangene Saison und aktuelle Lage
Die Spielvereinigung aus Unterhaching hat es geschafft: Nach zwei Jahren Abstinenz ist die Mannschaft von Trainer Claus Schromm in den Profifußball zurückgekehrt und möchte sich dort wieder etablieren. Dass die Hachinger sich für die Aufstiegsspiele zur 3. Liga qualifizieren würden war schnell klar. Insgesamt 25 Punkte Vorsprung verbuchten die Hachinger am Ende auf den Zweitplatzierten Bayern München II. Ab dem 2. Spieltag war Unterhaching ununterbrochen erster. Aus 34 Spielen entschied die SpVgg 25 für sich, nur eine Niederlage stand am Ende zu Buche: Am 25. Spieltag verloren die Hachinger 1:2 beim 1.FC Schweinfurt.
Ein Grund für den schlussendlich souveränen Aufstieg mit durchschnittliche 2,44 Punkten pro Spiel: Die gute Balance zwischen Abwehr und Angriff. Mit nur 23 Gegentoren in 34 Spielen stellten die Hachinger die zweitbeste Abwehr aller Regionalligisten. Außerdem verfügt die SpVgg mit Hain und Bigalke über ein kongeniales Sturmduo, das in der vergangenen Saison für 51 der 95 Tore direkt verantwortlich war.
Diese starke Form und Euphorie wollte Unterhaching auch in die 3. Liga mitnehmen. Am ersten Spieltag gelang dies allerdings nicht. Mit 0:3 verlor die SpVgg gegen Werder Bremen II. Besonders die sonst so starke Offensive um Stephan Hain und Sascha Bigalke blieb über große Strecken der Partie blass. Erst im zweiten Spiel bekamen die Zuschauer zu sehen, zu was die Spielvereinigung in der Lage ist. Zwei Mal glichen die Hachinger gegen den Aufstiegsfavoriten aus Karlsruhe aus, in der letzten Minute erzielte Neuzugang Stefan Schimmer dann das viel umjubelte Siegtor für die Bayern. Bei diesem Spiel wurde klar: Die SpVgg kann es, in der jetzigen Konstellation, auch mit den besten Teams der 3. Liga aufnehmen. Daran ändert auch die unglückliche 0:1-Auswärtsniederlage gegen Wehen Wiesbaden nichts.
Grundgerüst bleibt zusammen
Auffällig ist: Das Grundgerüst der Spielvereinigung hat sich im Vergleich zur vergangenen Saison nicht verändert. Keeper Marinovic hat die Bayern als einziger Stammspieler in Richtung der amerikanischen MLS verlassen. Durch Zugänge wie Thomas Hagn und Stefan Schimmer ist die Mannschaft auf allen Positionen überdurchschnittlich gut besetzt. Trainer Schromm gelang es, vor zwei Jahren eine gut funktionierende Truppe zusammenzustellen, die sich in der Regionalliga einspielen konnte. Außerdem stimmt die Mischung aus Jung und Alt. Mit Stephan Hain, Sascha Bigalke und Josef Welzmüller verfügen die Rot-Blauen über geballte Zweit- und Drittligaerfahrung. Mit Tom Steinherr oder Maxi Bauer spielen unterdessen junge, hungrige Akteure bei der SpVgg, die sich in der Regionalliga entwickeln konnten und sich jetzt auch eine Klasse höher beweisen wollen. KSC-Siegtorschütze Schimmer war darüber hinaus mit 26 Treffern der zweitbeste Torschütze der vergangenen Regionalliga-Bayern-Saison – hinter Stefan Hain. Diese Saison wechselte der 23-Jährige vom FC Memmingen in den Alpenbauer Sportpark, um mit den Hachingern höherklassig zu spielen. Man merkt sofort: Unterhaching hat das Potenzial, in der 3. Liga zu bestehen. Mannschaften wie Würzburg oder Regensburg haben es in der Vergangenheit gezeigt: Der Durchmarsch von der Regionalliga bis in die 2. Bundesliga ist machbar.
Finanziell am Rande des Möglichen
Sportlich ist Unterhaching definitiv ein Anwärter auf den Klassenerhalt und vielleicht sogar mehr, finanziell bewegen sich die Bayern am Rande des Möglichen – vielleicht klingt es deshalb etwas paradox, dass man in Haching jetzt schon vom Aufstieg in die 2. Liga spricht. Das hat aber seinen Grund: „Die 3. Liga kann sich die SpVgg grundsätzlich gar nicht leisten. Ab der 2.Bundesliga geht das Geldverdienen los“, so Präsident Manfred Schwabl, der neben privaten Investoren und Sponsoren auch Geld aus der eigenen Tasche in den Verein investiert. Das langfristige Ziel ist also klar definiert, die Spielvereinigung muss höherklassig spielen, um irgendwann mit eigenen Ressourcen überleben zu können. Nicht umsonst spricht der Präsident offen über das Ziel Aufstieg: „Der Drei- bis Fünfjahresplan sieht ganz klar die 2. Liga vor. Das heißt auch, die 3. Liga kann wirtschaftlich nur Durchgangsstation sein. Zu eng sollten wir uns den zeitlichen Rahmen aber auch nicht stecken. Das Leben ist kein Wunschkonzert.“ Dabei helfen soll auch eine Ausgliederung des Profibereiches in eine Kapitalgesellschaft. So erhofft sich Haching, Sympathisanten und strategische Partner zu gewinnen, die den Verein bis zur Möglichkeit der Selbstfinanzierung tragen. Erst mal möchten sich die Rot-Blauen aber überhaupt im Profifußball etablieren, das ist das klare Ziel für die nächsten Jahre. Dabei soll diese Woche auch ein Sieg gegen Fortuna Köln helfen. Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Vereine liegt fast drei Jahre zurück. Damals trennte man sich im Alpenbauer Sportpark mit einem 1:1-Unentschieden. Insgesamt führen die Südstädter die Statistik mit sieben zu fünf Siegen an.
Im Fokus: Sascha Bigalke
19 Tore, 26 Vorlagen und der Aufstieg in die 3. Liga. Für Sascha Bigalke war die vergangene Saison mehr als nur erfolgreich. Der 27-Jährige formte zusammen mit Stephan Hain ein kongeniales Offensivduo, was mit der Ankunft von Stefan Schimmer noch einmal deutlich an Qualität dazugewonnen hat.
Sascha Bigalke hat sich in Bayern einen Namen gemacht, aber auch im Rheinland ist er kein Unbekannter. Der 27-Jährige kickte von 2012 bis 2014 beim 1.FC Köln, hatte dort sogar schon einen gutdotierten Profivertrag unterschrieben. Mehrere Verletzungen stoppten den Offensivkünstler aber, weshalb er die Geißböcke nach zwei Jahren verließ und sich, nach 2011 das zweite Mal, der SpVgg anschloss. Bei Unterhaching absolvierte Bigalke nur acht Spiele, erzielte kein Tor und fiel schlussendlich mit einem Kreuzbandriss die Hälfte der Saison aus. Nach Ende der Spielzeit 14/15 erhielt der 27-Jährige keinen neuen Vertrag bei den Bayern. Nach einem halben Jahr ohne Verein heuerte der 1.67m große Zehner wieder im Alpenbauer Sportpark an – ein Wechsel, den beide Seiten bis heute definitiv nicht bereut haben.
Denn Bigalke passt optimal in das Spielsystem von Trainer Claus Schromm. Der 27-Jährige ist technisch sehr begnadet, hat für einen offensiven Mittelfeldmann außerdem einen ausgeprägten Torriecher. Mit nur 1.67 Meter ist Bigalke ein eher kleiner Spieler, was er, gepaart mit seiner Schnelligkeit, oft zu seinem Vorteil verwendet. Durch seine Erfahrung ist Bigalke in Unterhaching außerdem zum Führungsspieler gereift und zeigt dies vorallem mit Leistungen auf dem Platz. Gegen den KSC erzielte der Blondschopf das zwischenzeitliche 2:2.
Bigalke scheint seine sportliche Heimat erstmal gefunden zu haben. Nach jahrelangem Verletzungspech sieht man nun, zu was der 27-Jährige zu leisten im Stande ist. Das Potential für die 2. Bundesliga ist bei Bigalke definitiv gegeben – vielleicht erfüllt er sich diesen Wunsch in den nächsten Jahren ja sogar mit der Spielvereinigung.