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Als die Fortuna kurzzeitig mit dem FC mal auf Augenhöhe war…

Ein Ausschnitt aus dem damaligen Presserückblick des legendären Stadionheftes Kickeriki.

Mittlerweile ist es schon wieder ein Weilchen her, als Jean Löring den kühnen Plan einer Wachablösung in der Stadt fasste. Nach dem Abstieg des großen FC glaubte die kleine Fortuna Ende der 90iger-Jahre an ihre historische Chance. Plötzlich wurde über die zweite Liga berichtet. Binnen zwei, bis drei Jahren peilte der „Schäng“ mit Trainer Toni Schumacher die Bundesliga an.

Der Vereinsetat wurde verdoppelt. Es wurden 2.000 Dauerkarten verkauft. Allein eine flächendeckende Plakataktion („Der Süden kommt“) ließ sich der Boss 350.000 Mark kosten und in der Fankurve sorgte der Musikzug Porz-Eil für scheppernde Karnevalshits. Das Ende ist hinlänglich bekannt. Der ewige Zweitligist verhob sich und war nicht mehr zu retten. 

Dennoch denken viele langjährige Fans gerne an die vier Duelle mit dem ruhmreichen FC im Fußball-Unterhaus zurück. Drei der vier Derbys konnten schließlich gewonnen werden. Ein kleines Trostpflaster für die oft geschundene Fortuna-Seele. 

„Das Spiel ist sicher für den Verein und die Spieler im Jubiläumsjahr etwas Besonderes. Seit langer Zeit wird das Südstadion wohl mal wieder ausverkauft sein. Dennoch ist es nur ein Testspiel, das wir nutzen wollen, um die aktuelle Form zu überprüfen. Gleichzeitig haben wir im Sinne einer ausgewogenen Belastungsteuerung den Ligastart am kommenden Dienstag im Hinterkopf“, sagt Matthias Mink. 

Der sportliche Leiter der Fortuna stand beim ersten Zweitliga-Duell, dass die Südstädter am 5. Oktober 1998 vor 41.000 Zuschauern in Müngersdorf mit 4:2 gewannen 90 Minuten auf dem Platz. Thomas Brdaric (10., 44.) und Ivica Grlic (18.) sorgten für eine 3:0-Führung zur Halbzeit. Für den 1. FC traf später Holger Gaißmayer zweimal (70./85.), das zwischenzeitliche 4:1 erzielte Rainer Schütterle (77.). „An das Spiel habe ich gute Erinnerungen. Ich habe auf der Sechs gegen Dorinel Munteanu gespielt. Beim darauffolgenden Derby war eine Spielszene von unserem Duell im Geißbock-Echo auf dem Titelblatt und meine Frau Kerstin war ganz stolz, als sie das Heft in die Hand gedrückt bekam. „Für uns war es ein damals ein sehr außergewöhnliches Spiel. Ich habe noch Bilder davon, als wir nach dem Abpfiff in die Fortuna-Kurve gegangen sind und gefeiert haben. Später wurde im Decksteiner Tennis-Club noch das eine oder andere Kölsch auf den Sieg getrunken.“

Ebenfalls mit der von Partie war auf der Gegenseite Sebastian Selke. Der spätere Torwart-Trainer der Fortuna hütete den Kasten des FC: „Wir haben ordentlich auf die Mütze bekommen. Wir dachten, wir schaffen den Turnaround in dem Spiel. Ich kann mich noch an den Lupfer von Thomas Brdaric aus 40 Metern gut erinnern. Danach wurde ich zum Sündenbock gemacht. Im Endeffekt haben wir, wie sagt man in Köln, einen schönen Driss zusammengespielt. Die Fortuna feierte nachher groß und wir lagen am Boden. Dennoch war es für mich persönlich ein großartiges Erlebnis. Es gab viel Brisanz im Vorfeld. Das hat Spaß gemacht, das Spiel an sich nicht.“

Stimmungsvoll dürfte es auch am morgigen Freitag werden. Denn zum ersten Mal seit dem Relegationshinspiel zur 3. Liga am 28. Mai 2014 gegen Bayern München II wird das Südstadion wohl wieder ausverkauft sein. Torschütze zum 1:0-Endstand war damals in der 87. Minute im Übrigen der jetzige Co-Trainer Thomas Kraus. „Es ist super, dass dieses Spiel aus diesem schönen Anlass zustande gekommen ist. Der Test ist Bestandteil der Vorbereitung, sprich wir wollen allen unseren Spielern vor dieser großartigen Kulisse ausreichend Spielzeit geben. Am Ende des Tages ist das Spiel am Dienstag gegen die U21 des FC zum Saisonauftakt in der Regionalliga natürlich das wichtigste“, sagt Trainer Markus von Ahlen. 

Zurück zu den früheren Zweitliga-Duellen. Auch das Rückspiel der Saison 98/99 gewann die Fortuna mit 3:0 durch Tore von Oliver Westerbeek (22.), Marc Spanier (58.) und Rainer Schütterle (69.). In der darauffolgenden Spielzeit revanchierte sich der FC zunächst. Das Hinspiel ging mit 3:0 an den Tabellenführer. Fortuna-Coach Toni Schumacher sah Gegentreffer von Dirk Lottner (15., 58.) und Thomas Cichon (45.). Im Rückspiel konnte der spätere Absteiger unter Trainer Hans Krankl dann auf einen überragenden Macchambes Younga-Mouhani bauen, der zur 2:0-Führung traf (6., 38.). Christian Timm verkürzte (55.). Markus Schuler und Daniel Graf sorgten für den 4:1-Endstand.  

Um noch ein wenig mehr in Erinnerungen zu schwelgen: Einen besonderen Gast kann die Fortuna bei diesem Ereignis auch begrüßen. Charles Kwablan Akonnor reist extra zum Jubiläumsspiel an. Der mittlerweile 49 Jahre alte Ghanaer bestritt von 1992 bis 1998 in der 2. Bundesliga 158 Spiele für die Fortuna (26 Tore). Danach wechselte der ehemalige Nationalspieler in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg. 

„Ich freue mich sehr, ihn am Freitag zu treffen, wir hatten jetzt ewig keinen Kontakt mehr. Ich kann mich noch sehr gut an sein erstes Training bei der Fortuna erinnern. Was mir sofort auffiel, waren seine unglaublich dünnen Beine. Das habe ich in 35 Jahren als Spieler, Trainer und Manager in der Form nicht mehr erlebt. Ich hatte Angst, dass er sich bei den Übungen die Beine bricht. Nach einer halben Stunde schoss er den Ball aus 20 Metern trocken in den Winkel. Da waren meine Bedenken verflogen. Als Mensch und Spieler war er herausragend. Mich hat es nicht gewundert, dass er später in der Bundesliga Stammspieler war“, sagt sein ehemaliger Coach Hannes Linßen lächelnd.  

 

 

 

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