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Aalen fliegt unter dem Radar - Der VfR Aalen im Gegnercheck

Fotograf: Marc Technow

Der VfR Aalen war eine der Überraschungsmannschaften der vergangenen Saison. Trotz eines kleinen Kaders und einem Punktabzug von neun Zählern auf Grund eines Insolvenzverfahrens schaffte die Mannschaft von Trainer Peter Vollmann schlussendlich den souveränen Klassenerhalt. Dieses Jahr gelten die Männer von der Ostalb als Geheimtipp auf die Aufstiegsplätze – abheben wird in Aalen deswegen aber niemand.

Vergangene Saison

Der VfR Aalen war eine der Überraschungsmannschaften der vergangenen Saison. Das Team von Chefcoach Peter Vollmann legte eine beeindruckende Konstanz an den Tag und schaffte so das zuvor ausgerufene Ziel „Klassenerhalt“ ganz souverän zu meistern. 48 Punkte standen für die Aalener schlussendlich zu Buche, ohne den Punktabzug wegen Planinsolvenz wären es sogar 57 Zähler gewesen. Die besondere Stärke des VfR in der vergangenen Saison: Die Eingespieltheit. Auf Grund des kleinen Kaders war Trainer Peter Vollmann fast schon gezwungen, bei fast jedem Spiel die gleiche Elf aufs Feld zu schicken. Das spiegelte sich auch in der Statistik wider: Mit Müller (keine Minute verpasst), Geyer (4 Minuten) und Welzmüller (51 Minuten) waren alleine drei Feldspieler in den Top-Ten der meist eingesetzten Drittligaakteure vertreten, Torwart Bernhardt (ein Spiel verpasst) komplettierte die Aalener Dauerbrenner.
Sowieso bildeten Spieler wie Bernhardt, Müller und Morys eine starke Achse, an der sich die anderen Spieler im Laufe der Saison immer wieder orientieren konnten. Nummer eins und Kapitän Daniel Bernhardt stellte im Verbund mit Robert Müller und Thomas Geyer mit nur 36 Gegentoren die drittbeste Abwehr der Liga – nur die beiden Aufsteiger aus Kiel (25) und Duisburg (32) waren besser. Vorne besorgten die beiden Offensivspezialisten Matthias Morys und Gerrit Wegkamp die wichtigen Tore – die beiden waren mit 24 Treffern und 12 Vorlagen das torgefährlichste Sturmduo der 3. Liga.
Trotz allem Positiven gab es allerdings auch weniger schöne Momente für den VfR. Lange Zeit war auf Grund der Insolvenz nicht klar, wie es mit dem Verein weitergehen würde. Die zusätzlichen neun Punkte Abzug waren ein fader Beigeschmack zu einer sonst so starken Saison. Nun ist der VfR schuldenfrei und kann angreifen – große Töne hört man aus der Ostalb trotzdem nicht.

Aalen hebt nicht ab

Dafür sorgt vor allem VfR-Coach Peter Vollmann. Der erfahrene Fußballlehrer möchte trotz der starken Saison seiner Mannschaft nichts von Angriffsparolen hören. Für viele Experten ist der VfR Aalen durchaus ein Kandidat für die oberen Tabellenplätze, der 59-Jährige tritt aber noch vor der ersten Partie gegen die Fortuna deutlich auf die Euphoriebremse: „Unter Berücksichtigung der aktuellen Möglichkeiten dürfen als Ziel nur die für den Klassenerhalt nötigen 45 Punkte sein. Über nichts anderes dürfen wir uns Gedanken machen, denn das wäre blauäugig".
Mit aktuellen Möglichkeiten meint Vollmann besonders die finanziellen Rahmenbedingungen des VfR, der erst vor wenigen Monaten einen Antrag auf Planinsolvenz stellen musste. Lange Zeit hatte man in der Ostalb gehofft, die damit verbundenen neun Punkte Abzug entgehen zu können, da der VfR nicht auf Grund von eigener Misswirtschaft, sondern der Insolvenz des Hauptsponsors „Imtech“ einen Antrag auf Insolvenz stellen musste – vergebens. Nun geht es für den Verein aber wieder aufwärts: Nur viereinhalb Monate nach dem Antrag ist der VfR schuldenfrei. 

Neuzugänge sollen Offensive verstärken 

Trotzdem gab der Verein in der Sommerpause keine Unsummen für Transfers aus. Mit Luca Schnellbacher, Cagatay Kader und Marcel Bär kamen allerdings drei erfahrene Drittligaakteure zum VfR. Zusammen mit den schon etablierten Morys und Wegkamp sollen die neuen für noch mehr Torgefahr und Spritzigkeit sorgen. Die für Aalener Verhältnisse fast schon spektakulären Neuzugänge zeigen: Der VfR will auch, trotz anderwertiger Aussagen aus dem Umfeld, in der kommenden Saison oben mitspielen. Peter Vollmann versucht trotzdem zu relativieren: „Unsere Mittel sind beschränkt. Wir haben mit 18 Feldspielern grundsätzlich einen kleinen Kader. Unsere Nummer 18 ist noch U19-Spieler, eigentlich sind wir nur 17. In der Offensive waren wir personell nicht flexibel genug und haben deshalb auslaufende Verträge nicht verlängert“, sagte der 59-Jährige. „Durch die Neuverpflichtungen hoffen wir individuell besser aufgestellt zu sein als in der letzten Saison.“ Tatsächlich verfügen die Aalener über einen vergleichsweise kleinen Kader, 18 Feldspieler sind für ein Profiteam deutlich unter dem Durchschnitt. Der VfR blieb letzte Saison weitesgehend vom Verletzungspech verschont, schwere sportliche Einschläge ereilten die Mannschaft von der Ostalb ebenso wenig. Viele knappe Spiele entschieden die Aalener für sich, das Glück war ihnen oft hold - doch wie sagt man so schön: Das Glück kommt mit den Tüchtigen. Und das waren sie, die Aalener. 

Im Fokus: Matthias Morys

Einer der Aalener Dauerbrenner vergangene Saison war Matthias Morys. Der 30-Jährige stand bei 36 Ligaspielen auf dem Rasen, war mit 13 Toren und sieben Vorlagen der Topscorer seiner Mannschaft. Morys ist ein sehr erfahrener Spieler. 2. Bundesliga, 3. Liga, Regionalliga und Oberliga – in fast allen oberklassigen deutschen Fußballigen hat Morys gespielt. Nur die Bundesliga blieb im verwehrt. Dabei war er einst gar nicht so weit davon entfernt: Als damals 19-Jähriger wechselte er in die Jugend des VfB Stuttgart, durfte zwischendurch auch bei den Profis mittrainieren. Bei einigen Bundesligaspielen saß er sogar auf der Ersatzbank, eingewechselt wurde der schnelle Linksaußen (läuft die 100 Meter in elf Sekunden) aber nie. Es folgte der Wechsel zu Kickers Offenbach, über die Kickers ging es für Morys in die erste bulgarische Liga zu Chernomorets Burgas – ein Schritt, den er bis heute nicht bereut hat: „Es war eine super Erfahrung, in der ersten Liga zu spielen und sogar am Strand zu leben“, erzählt er. „Ich würde jedem Fußballer raten, den Schritt ins Ausland zu machen. Man lernt nicht nur eine neue Kultur, sondern auch eine andere Art des Fußballs kennen“.
Zurück in Deutschland ging es für Morys über den VfR Aalen und die Sonnenhof Großaspach zu RB Leipzig. Rasenballsport verhalf er 2013 in den Relegationsspielen um die 3.Liga mit einem Tor und einer Vorlage in den Profifußball. Anschließend ging es per Leihe wieder an den Sonnenhof, ehe sich Morys 2015 erneut dem VfR Aalen anschloss. Hier hat der 30-Jährige seine Heimat gefunden: „Meine Familie und ich fühlen uns in Aalen sehr wohl", sagt er. „Wir haben hier ein Haus, unsere Tochter geht in den Kindergarten und wir haben auch Freunde hier“. Dass Morys sich an der Ostalb rundum wohlfühlt, merkt man auch an seinen Leistungen. Im Dezember verlängerte er seinen Vertrag in Aalen, trotz des laufenden Insolvenzantrags, bis 2020. Der Linksaußen ist einer der torgefährlichsten Spieler der 3.Liga, auch ihm haben es die Aalener zu verdanken, dass sie am Ende, trotz der neun Punkte Abzug, nicht mehr in den Abstiegskampf rutschten. Den Traum von der Bundesliga wird Morys sich wohl nicht mehr erfüllen. Es scheint allerdings, als hätte er in Aalen das gefunden, wonach er lange gesucht hat: Seine sportliche Heimat. 

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